Zweyter Auftritt.


[261] Fortunat. Die Vorigen.


SYLVESTERINN. Je! da kömmt ja mein Fortunat. Nun! da ist er ja. Je! mein Fortunat, bist du nun Secretär? Ja, ja, ich sehe dir es an. Du siehst nun noch einmal so vornehm, als vorher. Je! Herr Secretär, Herr Secretär, Herr Secretär!

FORTUNAT. Nun! wenn ichs wäre: so müßte ich es ja auch wissen.

SYLVESTERINN. Je! ja doch. Du willst es nur nicht sagen. Nicht wahr? Was sagte denn der Minister? Hast du dich denn recht höflich bey ihm bedankt?

FORTUNAT. Ach! ja.

SYLVESTERINN. War er denn sehr gnädig?

FORTUNAT. Ach! ja.

SYLVESTERINN. Je! was sagte er denn? der liebe Herr.

FORTUNAT. Wenn ich eine halbe Stunde eher bey ihm gewesen wäre: so könnte er mich versichern, daß er meiner im besten gedacht haben würde. Aber nun hätte jemand anders sein Wort.

SYLVESTERINN. Ach! ums Himmels willen! so hast du nichts?[261]

FORTUNAT. Ich habe noch alles, was ich gehabt habe, ehe ich zu ihm gegangen bin. So gar die Hoffnung habe ich noch.

SYLVESTERINN. So bist du nicht Secretär?

FORTUNAT. Was ich nicht bin, das kann ich noch werden.

SYLVESTERINN. Wofür hast du dich denn bedankt?

FORTUNAT. Da ist nicht zu fragen? Wenn man was kriegt, bedankt man sich. Und wenn man nichts kriegt: so bedanket man sich auch!

SYLVESTERINN. Ach! du böses Kind, warum bist du nicht um zwey zu ihm gegangen?

SYLVESTER. Seyd ihr nicht um zwey zu ihm gegangen?

SYLVESTERINN. Ach nein! nun will ich alles sagen. Du verdienst gar nicht, daß man dich vertheidiget, Fortunat.

SYLVESTER. Ja! nun sage, was du willst. Du verdienst gar nicht, daß ich dir helfe.

SYLVESTERINN. Es ist nicht auszustehen, was mir der Mensch für Angst macht.

SYLVESTER. Wenn ich mit dir zufrieden seyn kann: so kann ich mit deinem Sohne auch zufrieden seyn.

SYLVESTERINN. Nein! sage ihm nur immer die Wahrheit: ich will zuhören.

SYLVESTER. Ich will sie dir sagen. Sage du sie deinem Sohne wieder. Dein Sohn ist ein Mensch, der viel thut, und doch nichts: und du bist Ursache daran; denn du hast ihn verzogen. Das ist die Wahrheit, die ich dir zu sagen habe. Du kannst sie deinem Sohne auch sagen. Ich will wieder zu meinen Pelzen gehen.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 261-262.
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