Vorrede.

Nachdem ich vor etlichen Jahren ein lateinisches Buch, unter dem Titel: Studiosus Jovialis, in Druck gegeben, haben sich alsobald Liebhaber hervorgethan, und mich ersuchet, ich möchte auch ein dergleichen deutsches ausgehen lassen.

Obschon ich dieß Begehren lang nicht billigen wollte, weil schon viele dergleichen Sachen in meinem Studioso Joviali in deutscher Sprache begriffen sind, so habe ich mich endlich doch auf abermaliges Ersuchen bewegen lassen, ein dergleichen Buch aus Liebe gegen Diejenigen, die nicht lateinisch verstehen, zusammen zu schreiben.

Dieses besteht nun in lustigen, und zugleich auch nützlichen Sachen: denn die Belustigung allein gehöret zur Eitelkeit; die Nutzbarkeit allein vertreibt die Lesebegierde; wo aber die Belustigung und Nutzbarkeit mit einander vereinbaret werden, da ist auch die auserlesenste Vollkommenheit. Einen Menschen nur allein belustigen wollen, ist eben so viel, als einem Hungrigen lauter gemalte Speisen vorsetzen; Einem allein nur nützlich seyn wollen, ist eben so viel, als ihm eine ungeschmacke und gewürzlose Speise vorlegen; aber einen belustigen und ihm zugleich nützen, das ist ein vollkommnes und auserlesenes Gastmahl. Daher habe ich auch dieses beobachten, und nicht nur allein lustige, sondern auch nützliche Sachen in diesem Buche vor Augen legen wollen, eingedenk der Worte jenes Poeten:


Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci.


Das ist:


Wer vermischt zu jeder Zeit,

Was ergötzt, mit Nutzbarkeit

Dem ist Ruhm und Lob bereit.


Die Hauptursache aber, warum ich dieses Buch in Druck zu geben mich entschloß, ist eben diejenige, welche ich in meinem Studioso Joviali schon angezogen: nämlich, weil dermalen so viele Bücher gefunden werden, welche öfters so viel Anstößiges enthalten, daß sie ohne große Aergerniß nicht können gelesen werden. Und daher kömmt es, daß bey jetziger Welt kaum ein Gespräch mit einander geführet wird, wo nicht raupische Reden eingemischet werden, wodurch die liebe unschuldige Jugend, die dergleichen Reden höret, verführet, und gänzlich verderbet wird. Damit nun diese schädliche Bücher möchten aus dem Wege geräumet werden, habe ich dieses Büchlein zwar mit lustigen, aber lehrreichen und ehrbaren Sachen versehen, und dem Publikum in die Hände liefern wollen.

Uebrigens ist zu wissen, daß ich dieses Buch nicht für Gelehrte, sondern nur für gemeine Leute geschrieben habe; folglich werden die Herren Kritiker nicht Ursache haben, wider dieses geringe Buch ihr Maul auszuleeren. Sollte aber doch wider Verhoffen solches geschehen, so müßte ich gedenken:


Latrare possunt, mordere non possunt.


Laß die Leut reden, und die Hund bellen,

Sie können nicht schaden, wie sie wöllen.


Ich sollte zwar diesem Buche auch die Merkwürdigkeiten von allerhand Sachen, wie in meinem Studiosi Joviali beygesetzt haben; weil es aber wider meine Meynung allzu groß angewachsen, so habe ich diese hieher gehörigen Merkwürdigkeiten ausgelassen, und aus selben ein besonders Buch, unter dem Titel: Nützliche Zeitanwendung; oder Auszug der merkwürdigsten Sachen, von den Menschen, Thieren, vermischten Sachen, und unterschiedlichen Kunststücken machen müssen, welchem nun noch ein anders Werklein: Der vorsichtige und nach heutigem Geschmacke wohlerfahrne Speisemeister, sammt einer Anweisung zum Kochen, Tranchiren und einigen sonderheitlichen Komplimenten, mit beygefügten allgemeinen Tischregeln, nachgefolget ist.

Von dieser neuen Auflage will man nur erinnern, daß solche durchgängig übersehen, die Kapitel vom Ursprunge und Anfang weltlicher und geistlicher Sachen aber besonders nach richtigen Gründen verbessert, und am Ende ein nützliches Materienregister beygesetzet worden.

Quelle:
Schreger, Odilo: Odilo Schregers lustiger und nützlicher Zeitvertreiber [...]. Eilfte, vermehrte und verbesserte Auflage, Augsburg 1802.
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