Holzminden

[214] Der Nebel wogt mit wandelbarem Walten,

Jetzt dicht verwebt, vom Winde jetzt zerstreut.

Stets wechseln Berg und Thal ihr luftig Kleid,

Und formlos ruhn im Schleyer die Gestalten.


Wird's freundlich oder feindlich sich entfalten?

Noch weiß ich's nicht; es schwankt von Lust zu Leid,

Von Nacht zu Licht mein Herz im ewgen Streit

Und will umsonst die flücht'gen Bilder halten.


Doch schon zerrinnt die rege Zauberwelt;

Schon zeigt der Berge Stirn sich minder trübe,

Schon läßt die Flur im bunten Glanz sich schauen.


Wohl starrt vom nächt'gen Reif das weite Feld;

Doch freundlich steigt der Sonnenstrahl der Liebe

Am Himmel auf und wärmt die kalten Auen.

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 3, Leipzig 1819–1820, S. 214-215.
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