121. D' Wallfoarth.

[121] Von J.A.Pangkofer. – Sage des Altmühlthals von der Burg Brunn und dem Kirchlein Emmerthal.


Duat ob'n af da Höch'n, is g'weh'n a olt's G'schloß,

Jatz sichst meah dee Trümma und d' Graben holt bloß.


'S is g'weh'n duat a Brunna tiaf zwoahundet Ell'n

Duach Felsen nab brocha – zo na lebaden Quell'n.


Und unten im Thal steht a Kirchl goar kloa,

No älta ols 's G'schloß und voruckt is koa Stoa.


Und olle Joahr kemma viel singade Gäst'

Wallfoarten zon Kirch'l af's Hoagartenfest.


Hänga umma viel Taferl, san d' Wunda draf g'maln,

Und betade Leut' und dee Liabfrau in Strahl'n.


Und drunta a Tofel und 's G'schloß draf no ganz,

Und a betat's schö's Deandl mit an Almrosenkranz.


Am Beag drob'n a Ritta, a scheuliga Mo,

Hot g'haust, und a Hüata im Thal unten dro.


Dem Hüata sei Deandl da Ritta hot g'seg'n,

Und hätt's zo sein Weib, naa – zon Schatzerl sched mög'n.


Und wael eahm dees Deandl so unbändi g'fallt,

So stiahlt a eahm 's draussen af da Woad am Beagwald.
[121]

Setzt 's naf af sein Hengsten, wia's raft aa und schreit,

Und damit im Galopp in sei G'schloß afi reit.


Dee Moad in da Angst in sein Heazen drin bet't:

Hilf heilige Muata, wael mi sunst Neamat ret't.


Da Ritta loßt's nieda vom Roß drob'n im Hof,

Und freudi sicht's Deandl, da Brunna is off.


Do wiaft sa si obi dee kohlschwoaze Tiaf,

Ols hätt 's füa sei Rettung vom Himmel an Briaf.


Da Ritta schaugt nache, und wos hot a g'seg'n?

A Wunda, so wundali ols nua oas is g'scheg'n,


Da Brunna is z'tiafast voll himmlischen Schei,

Und 's Deandl steht unten und d' Liabfrau dabei.


Dee füaht's durch den Felsen zon Kiachaaltoa,

Wia da Hüata h'neischaut, grod kemma s' ollzwoa'.


D' Liabfrau streicht dem Deandl dee Wangerl no zoart

Und steigt nacha afi zon schö putzten Oart.


Da Ritta im Schrecka is g'sunka af d' Ead',

A G'lüabd hot a tho und a hot si bekeaht.


Hot selba sei G'schloß af en Beag nidabrennt,

Und hot si als Pilga in's g'lobte Land g'wändt.


Sei Leut unn sei Güata dem Klösterl voneh',

Drei 's Deandl is ganga, hot a g'schenkt af da Höh.


Wiar a wida is kemma eisgrau noch Joahrn,

Is a unten beim Kircherl a Oasiedla woarn.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 121-122.
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