Erste Szene

[217] Das Kapitol. Sitzung des Senats.

Ein Haufe Volks in der Straße, die zum Kapitol führt, darunter Artemidorus und der Wahrsager. Trompetenstoß. Cäsar, Brutus, Cassius, Casca, Decius, Metellus, Trebonius, Cinna, Antonius, Lepidus, Popilius, Publius und andre kommen.


CÄSAR.

Des Märzen Idus ist nun da.

WAHRSAGER.

Ja, Cäsar,

Doch nicht vorbei.

ARTEMIDORUS.

Heil, Cäsar! Lies den Zettel hier!

DECIUS.

Trebonius bittet Euch, bei guter Weile

Dies untertänige Gesuch zu lesen.

ARTEMIDORUS.

Lies meines erst, o Cäsar! Mein Gesuch

Betrifft den Cäsar näher: lies, großer Cäsar!


Geht Cäsarn näher an.

CÄSAR.

Was uns betrifft, werd' auf die Letzt verspart.

ARTEMIDORUS.

Verschieb' nicht, Cäsar, lies im Augenblick!

CÄSAR.

Wie? ist der Mensch verrückt?

PUBLIUS.

Mach' Platz, Gesell!

CASSIUS.

Was? drängt ihr auf der Straße mit Gesuchen?

Kommt in das Kapitol!


Cäsar geht in das Kapitol, die übrigen folgen ihm. Alle Senatoren stehn auf.


POPILIUS.

Mög' euer Unternehmen heut gelingen!

CASSIUS.

Welch Unternehmen, Lena?

POPILIUS.

Geh's euch wohl!


Er nähert sich dem Cäsar.[217]


BRUTUS.

Was sprach Popilius Lena da?

CASSIUS.

Er wünschte,

Daß unser Unternehmen heut gelänge.

Ich fürchte, unser Anschlag ist entdeckt.

BRUTUS.

Seht, wie er Cäsarn naht! Gebt acht auf ihn!

CASSIUS.

Sei schleunig, Casca, daß man nicht zuvorkömmt!

Was ist zu tun hier, Brutus? Wenn es auskömmt,

Kehrt Cassius oder Cäsar nimmer heim,

Denn ich entleibe mich.

BRUTUS.

Sei standhaft, Cassius!

Popilius spricht von unserm Anschlag nicht.

Er lächelt, sieh, und Cäsar bleibt in Ruh'.

CASSIUS.

Trebonius nimmt die Zeit wahr, Brutus; sieh,

Er zieht geschickt den Mark Anton beiseite.


Antonius und Trebonius ab. Cäsar und die Senatoren nehmen ihre Sitze ein.


DECIUS.

Wo ist Metellus Cimber? Laßt ihn gehn

Und sein Gesuch sogleich dem Cäsar reichen!

BRUTUS.

Er ist bereit: drängt an und steht ihm bei!

CINNA.

Casca, Ihr müßt zuerst den Arm erheben!

CÄSAR.

Sind alle da? Was für Beschwerden gibt's,

Die Cäsar heben muß und sein Senat?

METELLUS niederknieend.

Glorreicher, mächtigster, erhabner Cäsar!

Metellus Cimber wirft vor deinen Sitz

Ein Herz voll Demut nieder.

CÄSAR.

Cimber, hör',

Ich muß zuvor dir kommen. Dieses Kriechen,

Dies knechtische Verbeugen könnte wohl

Gemeiner Menschen Blut in Feuer setzen,

Und vorbestimmte Wahl, gefaßten Schluß

Zum Kinderwillen machen. Sei nicht töricht

Und denk', so leicht empört sei Cäsars Blut,

Um aufzutaun von seiner echten Kraft

Durch das, was Narr'n erweicht: durch süße Worte,

Gekrümmtes Bücken, hündisches Geschmeichel.

Dein Bruder ist verbannt durch einen Spruch;[218]

Wenn du für ihn dich bückst und flehst und schmeichelst,

So stoß' ich dich wie einen Hund hinweg.

Wiss'! Cäsar tut kein Unrecht; ohne Gründe

Befriedigt man ihn nicht.

METELLUS.

Gibt's keine Stimme, würdiger als meine,

Die süßer tön' im Ohr des großen Cäsar

Für des verbannten Bruders Wiederkehr?

BRUTUS.

Ich küsse deine Hand, doch nicht als Schmeichler,

Und bitte, Cäsar, daß dem Publius Cimber

Die Rückberufung gleich bewilligt werde.

CÄSAR.

Wie? Brutus!

CASSIUS.

Gnade, Cäsar! Cäsar! Gnade!

Auch Cassius fällt tief zu Füßen dir,

Begnadigung für Cimber zu erbitten.

CÄSAR.

Ich ließe wohl mich rühren, glich' ich euch:

Mich rührten Bitten, bät' ich, um zu rühren.

Doch ich bin standhaft wie des Nordens Stern,

Des unverrückte, ewig stäte Art

Nicht ihres Gleichen hat am Firmament.

Der Himmel prangt mit Funken ohne Zahl,

Und Feuer sind sie all', und jeder leuchtet,

Doch einer nur behauptet seinen Stand.

So in der Welt auch: sie ist voll von Menschen,

Und Menschen sind empfindlich, Fleisch und Blut;

Doch in der Menge weiß ich einen nur,

Der unbesiegbar seinen Platz bewahrt,

Vom Andrang unbewegt: daß ich der bin,

Auch hierin laßt es mich ein wenig zeigen,

Daß ich auf Cimbers Banne fest bestand,

Und drauf besteh', daß er im Banne bleibe.

CINNA.

O Cäsar!

CÄSAR.

Fort, sag' ich! Willst du den Olymp versetzen?

DECIUS.

Erhabner Cäsar! –

CÄSAR.

Kniet nicht Brutus auch umsonst?

CASCA.

Dann, Hände, sprecht für mich!


Casca sticht Cäsarn mit dem Dolch in den Nacken. Cäsar fällt ihm in den Arm. Er wird alsdann von verschiednen andern Verschwornen und zuletzt vom Marcus Brutus mit Dolchen durchstochen.[219]


CÄSAR.

Brutus, auch du? – So falle, Cäsar!


Er stirbt. Die Senatoren und das Volk fliehen bestürzt.


CINNA.

Befreiung! Freiheit! Die Tyrannei ist tot!

Lauft fort! verkündigt! ruft es durch die Gassen!

CASSIUS.

Hin zu der Rednerbühne! Rufet aus:

»Befreiung! Freiheit! Wiederherstellung!«

BRUTUS.

Seid nicht erschrocken, Volk und Senatoren!

Flieht nicht! Steht still! Die Ehrsucht hat gebüßt.

CASCA.

Geht auf die Rednerbühne, Brutus!

DECIUS.

Ihr, Cassius, auch!

BRUTUS.

Wo ist Publius?

CINNA.

Hier, ganz betroffen über diesen Aufruhr.

METELLUS.

Steht dicht beisammen, wenn ein Freund des Cäsar

Etwa –

BRUTUS.

Sprecht nicht von stehen! – Publius, getrost!

Wir haben nicht im Sinn, Euch Leid zu tun,

Auch keinem Römer sonst: sagt ihnen das!

CASSIUS.

Und geht nur, Publius, damit das Volk,

Das uns bestürmt, nicht Euer Alter kränke!

BRUTUS.

Tut das; und niemand steh' für diese Tat

Als wir, die Täter!


Trebonius kommt zurück.


CASSIUS.

Wo ist Mark Anton?

TREBONIUS.

Er floh bestürzt nach Haus, und Männer, Weiber

Und Kinder blicken starr, und schrein, und laufen,

Als wär' der Jüngste Tag.

BRUTUS.

Schicksal! wir wollen sehn, was dir geliebt:

Wir wissen, daß wir sterben werden; Frist

Und Zeitgewinn nur ist der Menschen Trachten.

CASSIUS.

Ja, wer dem Leben zwanzig Jahre raubt,

Der raubt der Todesfurcht so viele Jahre.

BRUTUS.

Gesteht das ein, und Wohltat ist der Tod.

So sind wir Cäsars Freunde, die wir ihm

Die Todesfurcht verkürzten. Bückt euch, Römer!

Laßt unsre Händ' in Cäsars Blut uns baden

Bis an die Ellenbogen! Färbt die Schwerter![220]

So treten wir hinaus bis auf den Markt,

Und, überm Haupt die roten Waffen schwingend,

Ruft alle dann: »Erlösung! Friede! Freiheit!«

CASSIUS.

Bückt euch und taucht! In wie entfernter Zeit

Wird man dies hohe Schauspiel wiederholen,

In neuen Zungen und mit fremdem Pomp!

BRUTUS.

Wie oft wird Cäsar noch zum Spiele bluten,

Der jetzt am Fußgestell Pompejus' liegt,

Dem Staube gleich geachtet!

CASSIUS.

So oft als das geschieht,

Wird man auch unsern Bund, die Männer nennen,

Die Freiheit wiedergaben ihrem Land.

DECIUS.

Nun, sollen wir hinaus?

CASSIUS.

Ja, alle fort:

Brutus voran, und seine Tritte zieren

Wir mit den kühnsten, besten Herzen Roms.


Ein Diener kommt.


BRUTUS.

Doch still? Wer kommt? Ein Freund des Mark Anton.

DIENER.

So, Brutus, hieß mich mein Gebieter knien,

So hieß Antonius mich niederfallen,

Und tief im Staube hieß er so mich reden:

»Brutus ist edel, tapfer, weis' und redlich,

Cäsar war groß, kühn, königlich und gütig.

Sprich: Brutus lieb' ich, und ich ehr' ihn auch.

Sprich: Cäsarn fürchtet' ich, ehrt' ihn und liebt' ihn.

Will Brutus nur gewähren, daß Anton

Ihm sicher nahen und erforschen dürfe,

Wie Cäsar solche Todesart verdient,

So soll dem Mark Anton der tote Cäsar

So teuer nicht als Brutus lebend sein;

Er will vielmehr dem Los und der Partei

Des edlen Brutus unter den Gefahren

Der wankenden Verfassung treulich folgen.«

Dies sagte mein Gebieter, Mark Anton.

BRUTUS.

Und dein Gebieter ist ein wackrer Römer,

So achtet' ich ihn stets.

Sag, wenn es ihm geliebt, hieher zu kommen,[221]

So steh' ich Red' ihm und, bei meiner Ehre,

Entlass' ihn ungekränkt.

DIENER.

Ich hol' ihn gleich.


Ab.


BRUTUS.

Ich weiß, wir werden ihn zum Freunde haben.

CASSIUS.

Ich wünsch' es, doch es wohnt ein Sinn in mir,

Der sehr ihn fürchtet; und mein Unglückahnden

Trifft immer ein aufs Haar.


Antonius kommt zurück.


BRUTUS.

Hier kommt Antonius ja. – Willkommen, Mark Anton!

ANTONIUS.

Oh, großer Cäsar! liegst du so im Staube?

Sind alle deine Siege, Herrlichkeiten,

Triumphe, Beuten eingesunken nun

In diesen kleinen Raum? – Gehab' dich wohl! –

Ich weiß nicht, edle Herrn, was ihr gedenkt,

Wer sonst noch bluten muß, wer reif zum Fall:

Wofern ich selbst, kann keine Stunde besser

Als Cäsars Todesstunde, halb so kostbar

Kein Werkzeug sein als diese eure Schwerter,

Geschmückt mit Blut, dem edelsten der Welt.

Ich bitt' euch, wenn ihr's feindlich mit mir meint,

Jetzt, da noch eure Purpurhände dampfen,

Büßt eure Lust! Und lebt' ich tausend Jahre,

Nie werd' ich so bereit zum Tod mich fühlen:

Kein Ort gefällt mir so, kein Weg zum Tode,

Als hier beim Cäsar fallen, und durch euch

Die ersten Heldengeister unsrer Zeit.

BRUTUS.

O Mark Anton! Begehrt nicht Euren Tod!

Wir müssen blutig zwar und grausam scheinen,

Wie unsre Händ' und die gescheh'ne Tat

Uns zeigen: doch Ihr seht die Hände nur

Und dieses blut'ge Werk, so sie vollbracht;

Nicht unsre Herzen: sie sind mitleidsvoll,

Und Mitleid gegen Roms gesamte Not

(Wie Feuer Feuer löscht, so Mitleid Mitleid)

Verübt' an Cäsarn dies. Was Euch betrifft,

Für Euch sind unsre Schwerter stumpf, Anton.

Seht, unsre Arme, trotz verübter Tücke,[222]

Und unsre Herzen, brüderlich gesinnt,

Empfangen Euch mit aller Innigkeit,

Mit redlichen Gedanken und mit Achtung.

CASSIUS.

Und Eure Stimme soll so viel als jede

Bei der Verteilung neuer Würden gelten.

BRUTUS.

Seid nur geduldig, bis wir erst das Volk

Beruhigt, das vor Furcht sich selbst nicht kennt!

Dann legen wir den Grund Euch dar, weswegen

Ich, der den Cäsar liebt', als ich ihn schlug,

Also verfahren.

ANTONIUS.

Ich bau' auf eure Weisheit.

Mir reiche jeder seine blut'ge Hand:

Erst, Marcus Brutus, schütteln wir sie uns;

Dann, Cajus Cassius, fass' ich Eure Hand;

Nun Eure, Decius Brutus; Eure, Cinna;

Metellus, Eure nun; mein tapfrer Casca,

Die Eure; reicht, Trebonius, Eure mir,

Zuletzt, doch nicht der letzte meinem Herzen!

Ach, all ihr edlen Herrn! Was soll ich sagen?

Mein Ansehn steht jetzt auf so glattem Boden,

Daß ich euch eines von zwei schlimmen Dingen,

Ein Feiger oder Schmeichler, scheinen muß.

Daß ich dich liebte, Cäsar, oh, es ist wahr!

Wofern dein Geist jetzt niederblickt auf uns,

Wird's dich nicht kränken, bittrer als dein Tod,

Zu sehn, wie dein Antonius Frieden macht

Und deiner Feinde blut'ge Hände drückt,

Du Edelster, in deines Leichnams Nähe?

Hätt' ich so manches Aug' als Wunden du,

Und jedes strömte Tränen, wie sie Blut,

Das ziemte besser mir, als einen Bund

Der Freundschaft einzugehn mit deinen Feinden.

Verzeih' mir, Julius! – Du edler Hirsch,

Hier wurdest du erjagt, hier fielest du;

Hier stehen deine Jäger, mit den Zeichen

Des Mordes und von deinem Blut bepurpurt.

O Welt! du warst der Wald für diesen Hirsch,

Und er, o Welt! war seines Waldes Stolz. –[223]

Wie ähnlich einem Wild, von vielen Fürsten

Geschossen, liegst du hier!

CASSIUS.

Antonius –

ANTONIUS.

Verzeiht mir, Cajus Cassius;

Dies werden selbst die Feinde Cäsars sagen,

An einem Freund ist's kalte Mäßigung.

CASSIUS.

Ich tadl' Euch nicht, daß Ihr den Cäsar preist;

Allein, wie denkt Ihr Euch mit uns zu stehen?

Seid Ihr von unsern Freunden? oder sollen

Wir vorwärts dringen, ohn' auf Euch zu baun?

ANTONIUS.

Deswegen faßt' ich eure Hände, nur

Vergaß ich mich, als ich auf Cäsarn blickte.

Ich bin euch allen Freund und lieb' euch alle,

In Hoffnung, eure Gründe zu vernehmen,

Wie und warum gefährlich Cäsar war.

BRUTUS.

Jawohl, sonst wär' dies ein unmenschlich Schauspiel.

Und unsre Gründe sind so wohl bedacht:

Wärt Ihr der Sohn des Cäsar, Mark Anton,

Sie g'nügten Euch.

ANTONIUS.

Das such' ich einzig ja.

Auch halt' ich an um die Vergünstigung,

Den Leichnam auszustellen auf dem Markt

Und auf der Bühne, wie's dem Freunde ziemt,

Zu reden bei der Feier der Bestattung.

BRUTUS.

Das mögt Ihr, Mark Anton!

CASSIUS.

Brutus, ein Wort mit Euch!


Beiseit.


Ihr wißt nicht, was Ihr tut: gestattet nicht,

Daß ihm Antonius die Rede halte:

Wißt Ihr, wie sehr das Volk durch seinen Vortrag

Sich kann erschüttern lassen?

BRUTUS.

Nein, verzeiht:

Ich selbst betrete erst die Bühn' und lege

Von unsers Cäsars Tod die Gründe dar.

Was dann Antonius sagen wird, erklär' ich,

Gescheh' erlaubt und mit Bewilligung;

Es sei uns recht, daß Cäsar jeder Ehre

Teilhaftig werde, so die Sitte heiligt.

Dies wird uns mehr Gewinn als Schaden bringen.[224]

CASSIUS. Wer weiß, was vorfällt? Ich bin nicht dafür.

BRUTUS.

Hier, Mark Anton, nehmt Ihr die Leiche Cäsars!

Ihr sollt uns nicht in Eurer Rede tadeln,

Doch sprecht von Cäsarn Gutes nach Vermögen,

Und sagt, daß Ihr's mit unserm Willen tut!

Sonst sollt Ihr gar mit dem Begängnis nichts

Zu schaffen haben. Auf derselben Bühne,

Zu der ich jetzo gehe, sollt Ihr reden,

Wenn ich zu reden aufgehört.

ANTONIUS.

So sei's,

Ich wünsche weiter nichts.

BRUTUS.

Bereitet denn die Leich' und folget uns!


Alle bis auf Antonius ab.


ANTONIUS.

O du, verzeih' mir, blutend Stückchen Erde,

Daß ich mit diesen Schlächtern freundlich tat!

Du bist der Rest des edelsten der Männer,

Der jemals lebt' im Wechsellauf der Zeit.

Weh! weh der Hand, die dieses Blut vergoß!

Jetzt prophezei' ich über deinen Wunden,

Die ihre Purpurlippen öffnen, stumm

Von meiner Zunge Stimm' und Wort erflehend:

Ein Fluch wird fallen auf der Menschen Glieder,

Und innre Wut und wilder Bürgerzwist

Wird ängsten alle Teil' Italiens;

Verheerung, Mord wird so zur Sitte werden,

Und so gemein das Furchtbarste, daß Mütter

Nur lächeln, wenn sie ihre zarten Kinder

Gevierteilt von des Kriegers Händen sehn.

Die Fertigkeit in Greueln würgt das Mitleid;

Und Cäsars Geist, nach Rache jagend, wird,

Zur Seit' ihm Ate, heiß der Höll' entstiegen,

In diesen Grenzen mit des Herrschers Ton

»Mord!« rufen und des Krieges Hund' entfesseln,

Daß diese Schandtat auf der Erde stinke

Von Menschenaas, das um Bestattung ächzt.


Ein Diener kommt.

Ihr dienet dem Octavius Cäsar? nicht?[225]

DIENER.

Ja, Mark Anton.

ANTONIUS.

Cäsar beschied ihn schriftlich her nach Rom.

DIENER.

Die Brief' empfing er und ist unterwegs;

Und mündlich hieß er mich an Euch bestellen –


Er erblickt den Leichnam Cäsars.


O Cäsar!

ANTONIUS.

Dein Herz ist voll, geh auf die Seit' und weine!

Ich sehe, Leid steckt an: denn meine Augen,

Da sie des Grames Perlen sahn in deinen,

Begannen sie zu fließen. – Kommt dein Herr?

DIENER.

Er bleibt zu Nacht von Rom nur sieben Meilen.

ANTONIUS.

Reit' schnell zurück und meld' ihm, was geschehn:

Hier ist ein Rom voll Trauer und Gefahr.

Kein sichres Rom noch für Octavius.

Eil' hin und sag ihm das! – Nein, warte noch!

Du sollst nicht fort, bevor ich diese Leiche

Getragen auf den Markt, und meine Rede

Das Volk geprüft, wie dieser blut'gen Männer

Unmenschliches Beginnen ihm erscheint.

Und dem gemäß sollst du dem jungen Cäsar

Berichten, wie allhier die Dinge stehn,

Leih' deinen Arm mir!


Beide ab mit Cäsars Leiche


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 4, Berlin: Aufbau, 1975, S. 217-226.
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