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1773.
Elegie.
Süßer duftet die Flur, und kühler hauchet der Abend;
Nur ein welkendes Roth weilt am azurenen West.
Stille thauet herab, und Ruh', und sanfte Begeist'rung
Auf den einsamen Pfad, welchen der Waller betritt.
Hesperus schaut auf ihn mit freundlichen Blicken hernieder,
Lispelt segnend ihm zu: Geh' in Frieden dahin!
Ich auch wander' umher, und such' auf einsamen Pfaden
Ruh' und lindernden Trost für mein sinkendes Herz.
Ach vergebens! – O du der besten Jünglinge Bester,
Den ich liebe, so sehr, als ich zu lieben vermag;
Dem die milde Natur der Gaben schönste, die selten
Sie verleiht, ein Herz zarter Empfindung, verlieh;[14]
Den sie der Freundschaft schuf, der Lieb', und stilleren Freuden;
Sanfte Melancholie, deine Feindinnen nicht!
Ach! du windest dich los aus deines Freundes Umarmung;
Scheidest zögernd von ihm – ach! auf ewig vielleicht! – –
Also sind sie dahin, der Freundschaft heilige Jahre,
Deren jeglicher Tag fester und fester uns band?
Also sind sie verblüht die Veilchen, welche mir oftmahl
Deine gefällige Hand streut' in den mühsamen Weg?
Nein! sie sind nicht verblüht! In jeder heiteren Stunde
Kehrt mir lächelnd zurück jede genossene Lust.
O dann sollen mich oft Phantome der Abend' umschweben,
Die, uns jeglichesmahl täuschend, zu flüchtig entflohn!
Jetzo wanderten wir, mit Frühlingsruhe gesegnet,
Arm geschlungen in Arm, blühende Thäler hinab;
Lagerten jetzo uns hin am moosigen Ufer des Baches,
Und dem süßen Geschwätz horchte vertraulich der Mond.
O, wie schmolz uns dann das Herz in sanfter Empfindung!
O, wie schmeckten wir dich, himmlische Freundschaft, so süß![15]
Einstens pflückt' ich zwo junge Vergißmeinnicht, und streute,
Wo am klärsten er floß, sie in den kräuselnden Bach.
Eine riß er hinweg; die andere weilt' am Ufer!
Und du starrtest mich an; Thränen bewölkten den Blick!
Ich verstand dich! Auch mich ergriff der bängste Gedanke:
Ach! wenn einst das Geschick uns wie die Blumen verstreut!
So schlich Wehmuth oft in unsere Freuden; so sprosset
In dem Myrtengebüsch' eine Zypresse mit auf.
Oftmahl standen wir still am schroffen Hange des Felsen,
Müden Pilgern gleich, über die Stäbe gelehnt;
Und umhüllte mich dann der Nebel der schwarzen Schwermuth,
O so schüttet' ich, Freund, dir in das deine mein Herz!
Seufzend hörtest du mich, und jede Sorge, die theilend
Du mir nahmest, erhob meine beklommene Brust!
Phantasie, wo gaukelst du hin? – O Bester, nun leichterst
Du nicht wieder die Last meiner beklommenen Brust!
Ach, nun fliehst du! Verweil'! daß in der letzten Umarmung
Eine Thräne nur noch misch' in die meinige sich.[16]
Segen geleite dich, Freund! O sei der Liebling des Glückes,
Jenes reineren Glück's, welches der Weise nur kennt;
Sei deß Liebling, wie du der menschenfreundlichen Tugend
Und der Weisheit es bist! Segen geleite dich, Freund!
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