Meeresstrand

[112] Ans Haff nun fliegt die Möwe,

Und Dämmrung bricht herein;

Über die feuchten Watten

Spiegelt der Abendschein.


Graues Geflügel huschet

Neben dem Wasser her;[112]

Wie Träume liegen die Inseln

Im Nebel auf dem Meer.


Ich höre des gärenden Schlammes

Geheimnisvollen Ton,

Einsames Vogelrufen –

So war es immer schon.


Noch einmal schauert leise

Und schweiget dann der Wind;

Vernehmlich werden die Stimmen,

Die über der Tiefe sind.


Quelle:
Theodor Storm: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 41978, S. 112-113.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1885)
Gedichte
Laß mich ruhn in deinem Arm: Die schönsten Liebesgedichte. Ausgewählt von Hark Bohm (Lyrik)
Gedichte (insel taschenbuch)
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Gesammelte Werke: Gedichte, Märchen und Spukgeschichten, Novellen