Crucifixus

[166] Am Kreuz hing sein gequält Gebeine,

Mit Blut besudelt und geschmäht;

Dann hat die stets jungfräulich reine

Natur das Schreckensbild verweht.


Doch die sich seine Jünger nannten,

Die formten es in Erz und Stein,

Und stellten's in des Tempels Düster

Und in die lichte Flur hinein.
[166]

So, jedem reinen Aug ein Schauder,

Ragt es herein in unsre Zeit;

Verewigend den alten Frevel,

Ein Bild der Unversöhnlichkeit.


Quelle:
Theodor Storm: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 41978, S. 166-167.
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