117.

[104] In der Neujahrsnacht wurde eine große Schale mit reinem Wasser auf den Tisch gestellt. Dann warf man eine blank gescheuerte Münze, früher einen Münsterschen Kreuzhalbegroten, später, nachdem diese Münze seltener geworden, einen Bremer Groten, mit der scharfen Kante nach unten, in das Wasser. So oft bei diesem Wurfe die Münze in der Schale liegen blieb, so viel Jahre lebte man noch; sprang sie heraus, so bedeutete dies Tod (Saterld.) – Wenn man einen Apfel schält und die Schale nicht abreißt, so wirft man sie rückwärts über den Kopf; der Buchstabe, welcher durch die Schale auf dem Fußboden gebildet wird, ist der Anfangsbuchstabe des Namens des oder der künftigen Geliebten. – Oder man denkt sich beim Wurfe einen Wunsch; bleibt die Schale heil, so wird der Wunsch erfüllt (Oldenbg.) – Ein Mädchen nimmt einen Apfelkern zwischen Daumen und Zeigefinger, spricht:


Ern Kern Kräutigam,

flieg nach meinem Bräutigam,

flieg nach Osten oder Westen,

flieg nach meinem Allerbesten!


und läßt den Kern fortspringen. Wohin der Kern springt, in der Richtung befindet sich der künftige Bräutigam (Oldenbg). In Jever sprechen bei gleicher Gelegenheit die Mädchen:


Kennel, Kennel, spring Ost, spring West,

spring na minen Allerleewbest!


die Jünglinge:[104]


Kennel Kennel Krut,

war wahnt mine Brut?

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CIV104-CV105.
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