Soldatenliebe

[713] Weißt du noch die schönen Maientage,

Wo die Liebe uns beseligt hat?

Du gestandest mir auf meine Frage,

Ja, das Liebste ist dir ein Soldat,

Die Soldaten liebest du so sehr,

Und am meisten noch die Schwalanscher.


Wo du gingest, bin ich mitgegangen,

Und am Himmel hat der Mond gescheint,

Wenn wir leise Liebeslieder sangen

Und die Herzen innig sich vereint.

Und beim Abschied sagtest du: o kehr

Morgen wieder als mein Schwalanscher!


Ach, vorbei sind jene schönen Stunden,

Wo die Liebe treue Liebe fand.

Aus dem Sinne bin ich dir entschwunden,

Deine Falschheit hab' ich wohl erkannt.

Wo ich liebte, gingst du heimlich her,

Nahmst dir einen andern Schwalanscher.


Lebe wohl! Das macht mir keine Schmerzen,

Deine Treue hat verweht der Wind,

Und ich finde wohl noch andre Herzen,

Wo die Freuden nicht geringer sind.

Das wär traurig, gäb's kein Mädchen mehr

Für dem König seinen Schwalanscher.

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 713-714.
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