Der Leiber

[714] Was ist des Kriegers seligstes Vergnügen,

Was ist des Kriegers allerhöchste Lust?

Als wie des Nachts beim Mädigen zu liegen,

Die treue Liebe in der stolzen Brust?

Ja, das erfreuet jeden, der es kennt,

Und auch den Tapfern – aberi juhe!

Vom Leiberregiment.
[714]

Marschieren wir des Tages auf und nieder,

Und wenn wir stehen auf der stillen Wacht,

Dann weihen wir der Liebsten unsre Lieder

Und seufzen leise: morgen auf die Nacht,

Ja morgen komm' ich wieder hochbeglückt,

Denn Liebe ist es – aberi juhe!

Die wo das Leben schmückt.


O laß uns heimlich in die Küche gehen

Und dort empfangen süßen Liebeslohn!

Hast du nicht etwas in dem Kasten stehen?

Mein Schätzigen, das andre weißt du schon.

Wir wollen essen und gar fröhlich sein,

Denn unsre Treue – aberi juhe!

Das ist kein leerer Schein.


So leben wir Soldaten stets in Freuden,

Nichts anderes wünschen wir ja niemals nicht.

Ade, Feinsliebchen, und jetzt muß ich scheiden,

Weil mich zu Bette ruft die harte Pflicht.

Doch wenn uns auch die bittre Stunde trennt,

Verbleib dein Schatz ich – aberi juhe!

Vom Leiberregiment.

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 714-715.
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