Drittes Hauptstück

[17] Da stenga de Zwoa jetzt am Tor,

Hamm freundli an Einlaß begehrt,

An Paß aba zoagn sie z'erscht vor.

So hot's a si selbigs Mal ghört.


Beim Rößlwirt oder im Lamm,

Da stell'n de vo Nazareth ei',

Da wer'n sie an Untaschluf hamm,

Da kunnt's no am leichtasten sei'.


Beim Rößlwirt san sie jetzt gwest;

Kimmt da Hausknecht mit da Latern.

»Wer is denn no dauß'd?« »Fremde Gäst,

Und a Liegastatt hätt'n mir gern.«


»Ja freili, sinscht fallt enk nix ei'?

Bei ins is scho voll,« sagt da Knecht,

»Ös kunnts ja no spata dro sei'!

Mir wart'n auf enk! Da habts recht.«


So red't a. So reden s' no heut,

De Hausknecht, ma kennt s' ja recht guat![17]

De hamm an da Grobheit a Freud',

Bal s' arbet'n, kemman s' in d' Wuat.


Ös Wirt, und i sag enk dessell:

Auf enkere Hausel derft's schaug'n,

Is jeda a hoanbuachna G'sell,

Und laßt's as no net aus de Aug'n!


Derselbig in Bethlehem haut

De Tür zua und sagt net guat Nacht.

Da Joseph hot grad a so g'schaut

Und hot si am Weg weita g'macht.


Beim Lamplwirt dauert's z'erscht lang,

Na rumpelt da Vizi daher

Und schreit bei da Tür raus im Gang:

»Bei ins gibt's koa Liegastatt mehr!«


Sie genga zum Bräu und auf d' Post,

Beim Schimmiwirt hamm s' zuawi g'schaut,

Zum goldna Horn, wo's so vui kost',

Da hamm s' a si net ani traut.


Na san s' no in d' Hirwa zum Bäck,

Beim Schuasta hamm s' aa'r amal gläut',

Und nacha beim Huaba am Eck,

Und nirgads hot's eahr wos bedeut'.


Da Joseph, der jammert halt recht:

»Es is ma ja gar net um mi,

Mir waar wohl koan Untastand z' schlecht,

Zweg'n meiner is net. Aba sie!


Maria, i woaß ma net z' rat'n,

Und 's Woana, dös kimmt ma glei o,

I siech's ja, du leid'st ma 'r an Schad'n,

Und daß i für gar nix sei ko.«


D' Maria is wohl a weng schwach

Und hot si vui g'sünda o'gstellt.

Sie sagt eahm: »Geh, Joseph, de Sach,

De is nöt dös Irgst auf da Welt.
[18]

Dös is halt jetzt heut amal so,

Mir find'n was, werst d'as scho sehg'n,

Und kriag i koa Bett, auf an Stroh,

Do bin i an öften scho g'leg'n.«


Da hot ihra Mo wieda glacht

Und sagt ihr: »Du bist scho so guat!

Und bal ma mit dir a weng spracht,

Da kriagt ma glei wieda an Muat.«


Und weil a si's g'ringa fürnimmt

Und frischa werd, fallt eahm wos ei'.

Ja, daß ma net glei auf dös kimmt!

»Zum Josias genga ma nei'!


Zum Josias geh' ma, woaßt d' was!

Jetzt san ma scho gwunna, dös geht.

Sie is ja a meinige Bas,

De wo aa dein Zuastand vasteht.


Jetzt renna ma so umanand

Und laff'n de halbe Stadt z'ruck,

Und hätt'n 's Loschi bei da Hand,

Bei'n Josias enta da Bruck!


I hab sie wohl lang nimma g'sehg'n,

Ganz gwiß so a simm an acht Jahr,

Paß auf, dera kemma mir g'leg'n,

Sie is a guat's Leut, dös is wahr.


O mei Good, i woaß no wia heunt,

Wia s' selbigsmal Hozet hamm g'macht,

Da Zaches, der war da nächst' Freund

Und hot ihr an Kammawag'n bracht.


Bei'n Kirchagang hot's so vui g'regn't.

Ma sagt, daß dös Reichtum bedeut',

No ja, was ma hört, san s' aa g'segn't,

Sie san scho recht geldige Leut.


Maria, paß auf, laß da sag'n,

Mei Basl, de kocht da ganz g'wiß[19]

A Muas, und da kriagst d' was in Mag'n.

Na, daß i auf so was vagiß!«


So geht a dahi volla Freud,

»Und,« sagt a, »es braucht nix pressier'n,

Maria, jetzt laß da no Zeit,

Jetzt wiss'ma ja, wo ma loschier'n.«


O Joseph, wia kennst du de Welt?

Du host, scheint's, no weni dalebt

Mit selle Vawandte mit Geld,

Und was für an Ehr ma aufhebt.


Gesang

Wos eppa dös bedeut'

Mit enk, ös reich'n Leut,

Und enkern Geld?

Müaßt's oiwei mehra spar'n,

Müaßt's oiwei z'sammascharr'n

Und müaßt's do außifahr'n

Aus dera Welt!


Ös müaßt's ma's scho valaab'n,

I ho koan andern Glaab'n,

Als daß 's enk reut.

Kemmt's ös in d' Trucha nei',

Da seid's ös aa net fei',

Da werd's ös grad so sei'

Wia 'r ander Leut!


Drum denkt's, so lang als lebt's,

Wos ös de Arma gebt's,

Is net vaschwend't.

Ös habt's des Best davo,

So wia ma's hoffa ko,

Kriagt's ös den schönst'n Loh'

Amal da drent!
[20]

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 3, München 1968, S. 17-21.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Heilige Nacht. Eine Weihnachtslegende
Heilige Nacht. Eine Weihnachtslegende
Heilige Nacht: Eine Weihnachtslegende
Heilige Nacht: Eine Weihnachtslegende

Buchempfehlung

Anonym

Die Geheimlehre des Veda. Ausgewählte Texte der Upanishaden. Indische Philosophie Band 5

Die Geheimlehre des Veda. Ausgewählte Texte der Upanishaden. Indische Philosophie Band 5

Die ältesten Texte der indischen Literatur aus dem zweiten bis siebten vorchristlichen Jahrhundert erregten großes Aufsehen als sie 1879 von Paul Deussen ins Deutsche übersetzt erschienen.

158 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon