Fünftes Hauptstück

[25] I denk ma, die selbige Nacht

War net, wia 'r a jede sei' kunnt,

I denk ma, die Welt is aufg'wacht

Und wart't auf de heiligste Stund.
[25]

Da Wind hot si lang scho valor'n,

Es laßt si koa Lüftl net spür'n,

Und allaweil staader is wor'n,

Es traut si koan Astl net z' rühr'n.


Und gang no a Mensch übers Feld,

Es tat eahm an Schnaufa vaheb'n,

Es hätt 'n am Weg eppas g'stellt

Und wußt si koa Rechenschaft z' geb'n.


Ma kennt's net, was is und wia's hoaßt,

Und 's is eppas rundumadum,

Und 's Herz klopft da schnella, und woaßt,

Wann's d' selba di fragst, net warum.


A diam is, als kam aus da Höh'

Vo hoamlinga Musi a Klang,

A diam is, als kam übern Schnee

Vo z'weitest a hoamlinga G'sang.


A Zeit'l, da is wieda staad,

Und fangt auf a neu's wieda o,

Als wann ma wo Orgl spiel'n tat

So fei, wia's herunt koana ko.


Es war scho a bsundere Nacht,

Und kam oan scho bald a so für,

Als waar da ganz Himmi aufg'macht,

Ma stand vor da offana Tür.


Und kunnt grad so eini. Koa Gschloß

Waar für, und da Eingang waar frei,

Und da Mond, der waar da so groß,

Als waar a vui nächa hiebei.


De Sternein, de hätt ma kaam kennt,

Sie flimmern net, scheina so klar,

So staad, wia 'r a Bergfeua brennt,

Daß oan scho grad feierli war.


Und wia si de Nacht so aufhellt,

Da Fuchs bleibt im Holz drinna steh',[26]

Er hot seine Lauscha aufg'stellt

Und traut si koan Schritt nimma z' geh'.


In Bethlehem lieg'n wohl de Leut

A Stund oda zwoa scho im Bett.

Is g'scheida. De sell'n hätt's bloß g'reut,

Bal's eahna de Ruah gnumma hätt'.


Beim Josias hamm sie was g'spannt,

Es leucht eahna gar a so rei'

Und wirft eahna Liachta an d' Wand

Und macht in da Kamma an Schei'.


Sie is als de erste aufg'wacht

Und stößt ihran Josias o:

»Schaug außi, wia hell is de Nacht!«

Er brummt grad, es liegt eahm nix dro.


»Es werd do koa Feuer net sei?«

»Vo mir aus, bal's weita weg brennt,

I schlaf jetzt und misch mi net ei',

Scho weil ma de Leut gar it kennt.«


»Es is grad so licht wia 'r am Tag

Und is bloß da Mond und de Stern.«

»Vo mir aus, und is 's jetzt, wia's mag,

I sag da, i schlafet jetzt gern.«


Sie druckt's aba dennascht a weng,

Sie mag nimma gar so staad lieg'n,

Es werd in da Bettstatt ihr z' eng,

Sie is nacha do außag'stieg'n.


Und wia sie beim Fensta naus schaugt,

Da werd ihr so wunderli z'muat,

Es hot ihr scho gar nix mehr taugt,

Und 's is ihr scho gar nimma guat.


Sie legt si glei wieda a's Bett

Und draht si bald hin und bald her,

Als lag s' auf an stoa'hart'n Brett,

Von Schlafa is aa koa Red mehr.
[27]

»Du, Josias,« sagt s' auf amal,

»I moan, mir war'n do a weng grob,

Kunnt sei, und es waar glei da Fall,

Ma kriagat mit so was koa Lob.«


»Vo was,« fragt da Josias, »red'st?«

»No ja, vo de sell'n vo heut nacht,

I moan, bal's da s' aufgnumma hättst,

Es hätt ins net gar so vui g'macht.«


»So, moanst du? Da hab i scho gnua,

Jetzt hätt' sie d' Vawandtschaft an Sinn,

Mit selle Leut laß d' ma mei Ruah!

Mit selle Leut hot ma koan G'winn.«


»I ho vom Vawandtsei' nix g'sagt,

Es fallt ma no grad a so ei',

Und daß ma de Arma vajagt,

Werd aa net des Allaschönst sei'.«


»Bal wieda oa kemma, na g'halt s'

Und gib eahr und schenk eahr allssamm,

An Butta und Oar und a Schmalz,

Na wer'n ma bald selba nix hamm.


Denn bal amal dös oana gneißt,

Wia schö daß beim Josias is,

Und wia ma da 's Sach außi schmeißt,

Na hamm ma de Kundschaft ganz gwiß.


I mag net, dös will a da sag'n,

Do hot da mei Guatheit an End,

Und willst ma du 's Sach so vatrag'n,

Na laß a da nix mehr in d' Händ.«


Er hot si an d' Wand ummi draht,

Und sagt, daß a nix mehr hör'n möcht.

Sie brummelt no lang, aba staad,

Denn g'fall'n tuat ihr gar nix mehr recht.


Jetzt laß ma de zwoa beiranand,

Und schaug'n ins wos Schöners ge o,[28]

Dös Streit'n, dös tat ins grad and,

Mir hamm ins scho gnua g'hört davo.


Sehgt's, weita vo Bethlehem drauß'd,

Da stengan drei Hütt'n im Feld,

In dena hamm d' Hüata drin g'haust

Und üba Nacht d' Schaf einig'stellt.


In oana, da is auf da Strah

Der selbige Handwerksbursch g'leg'n,

Er schlaft jetzt, und traamt hot er aa

Und hot eppas Wundaschön's g'sehg'n.


Woaßt scho, wia's an arma Mensch macht,

Geht wo bei de Großen was z'samm,

Er möcht grad a weng vo da Pracht

Und möcht vo da Freud eppas hamm.


Er stellt si vor d' Tür hi' und spitzt,

Und geht oana raus oda nei',

Na siecht a, wia's drinna aufblitzt,

Und kriagt vo dem Glanz aa 'r an Schei'.


So kimmt's jetzt dem Handwerksbursch für;

Es hot 'n an d' Höh aufig'hob'n,

Er steht vor da himmlischen Tür

Und schaugt umananda da drob'n.


Durch d' Klums'n durch schleicht si a Strahl,

Der glanzt scho, als waar a vo Gold,

Und Musi is drin in dem Saal,

Als wenn's oan' glei einiziahg'n wollt.


Es werd eahm so z'muat wia 'r an Kind,

Dös gar so aufs Christkindl wart',

Und drin is da Baam scho o'zünd't,

Und 's Drauß'nsteh' werd eahm so hart.


Auf oamal, da rüahrt si's am Tor,

Es werd eahm glei z'weitest aufg'macht.

Er halt si de Händ g'schwind davor,

So blend't oan dös Liacht und de Pracht.
[29]

Dös Silba! Dös Gold und de Stoa!

Und 's Sunnalicht hot so a G'walt!

Wer kunnt eppa d' Aug'n no auftoa,

Wia's funkelt und blitzt und wia's strahlt?


A Kini hot gwiß a schö's Haus,

A Reicha ko gwiß was vatrag'n,

Und haltet' do koana dös aus, –

Wos will erst an arma Mensch sag'n?


Und wia si da Handwerksbursch traut

Und blinzelt a weng umanand,

Do steht a vorm Herrgott und schaut,

Der gibt eahm ganz freundli sei' Hand.


»No, Hansei, wia g'fallt's da bei mir?

Kimmst aa 'r amal her?« hat a g'fragt,

»Und geh no ganz rei' bei da Tür,

Du derfst scho.« A so hot a g'sagt.


»Heut,« sagt a, »heut host ma fei g'fall'n,

Wer ander Leut hilft und dös tuat,

Dem hülf i aa gern überalln;

A sella, der hot's bei mir guat.«


Er klopft eahm auf d' Achsel und lacht,

Da Hansei, der danket eahm gern,

Do über dös is er aufg'wacht

Und siecht durch a Lucka an Stern.


Der leucht' eahm so hell und so klar

Und hot eahm a Botschaft vakünd't

Vo drob'n her, da wo 'r a jetzt war

Und wo 'r a scho wieda hi'find't.


– – Jetzt horcht a ... Dös is do koa Traam!

A Stimm ... und jetzt wieda ... Es tuat,

Als wenn's von da Höh oba kam ...

Jetzt hört ma's auf oamal ganz guat!


»Ös Hüata, kemmt's allesamm her!

Es schlagt enk de heiligste Stund,[30]

Ja, Gott in da Höh sei de Ehr!

Und Frieden den Menschen herunt!«


Gesang

Und ko ma koa Bettstatt,

Und ko ma koa Wiagn,

Und ko ma koa Lei'tuch

Fürs Christkindl kriagn?


A Wiagn passat freili,

Da lieget's recht warm.

Woher solln s' as nehma?

De Leut san so arm!


Drum legn s' as in d' Kripp'n,

Drum legn s' as aufs Heu,

An Ochs und an Esel,

De stengan dabei.


Dös is für de Arma

A tröstliche G'schicht.

Sinscht hätt's insa Herrgott

Scho anderst ei'gricht'.


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 3, München 1968, S. 25-31.
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