Verklärung

[67] Wenn es Abend wird,

Verläßt dich leise ein blaues Antlitz.

Ein kleiner Vogel singt im Tamarindenbaum.


Ein sanfter Mönch

Faltet die erstorbenen Hände.

Ein weißer Engel sucht Marien heim.


Ein nächtiger Kranz

Von Veilchen, Korn und purpurnen Trauben

Ist das Jahr des Schauenden.


Zu deinen Füßen

Öffnen sich die Gräber der Toten,

Wenn du die Stirne in die silbernen Hände legst.


Stille wohnt

An deinem Mund der herbstliche Mond,

Trunken von Mohnsaft dunkler Gesang;


Blaue Blume,

Die leise tönt in vergilbtem Gestein.


Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 67.
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