Gesang der englischen Chorknaben

[214] Ehre sei Gott in der Hö-hö-he!


Wer hat die Wanzen und Flö-hö-he?

Die Armen,

die Armen –

Oh, habet Erbarmen!

Die Reichen

die Reichen

die brauchen das nicht;

sie liegen auf weichen,

weichen Kissen im Licht

oder bei ihren Damen –

Amen.


Ehre sei Gott in der ersten Etage!

Courage! Courage!

Macht eure Fabrik auch mal Plei-hei-te,

die Kirche, die steht euch zur Sei-hei-te

und gibt euch stets das Geleite:

sie beugt dem Proleten den Rücken krumm

und hält ihn sein ganzes Leben lang dumm,

und segnet den Staat und seine Soldaten,

die Unternehmer und Potentaten

und segnet überhaupt jede Schweinerei

und ist allemal dabei.

Jeder lebe in seinem Rahmen:

unten die Arbeitsamen

und oben die mit den Börseneinnahmen –

Amen.


Ehre den Gott der herrschenden Klassen!

Wir zähmen die Massen!

Wir lassen sie beten,

wenn sie getreten;

wir lassen sie singen,

wenn sie vor Hunger zerspringen;

wir lassen sie knien:

Wir wollen den Proletarier erziehn

zu einem geduldigen

unschuldigen

Arbeitstier – I-A! I-A!

Hallelujah![214]

Oh, tut doch nimmer im Beten erlahmen!

und höret auf der Kirche Reklamen –

jedes Ding, das ihr schiebt, schiebt ihr in IHREM Namen

Amen!


  • · Theobald Tiger
    Arbeiter Illustrierte Zeitung, 1928, Nr. 35, S. 11.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 6, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 214-215.
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