Mönch und Schäfer

[19] Mönch:


Was stehst du so in stillem Schmerz?

O Schäfer, sag es mir!

Wohl schlägt auch hier ein wundes Herz,

Das ziehet mich zu dir.


Schäfer:


Du fragest noch! o sieh umher

In meinem trauten Tal!

Die weite Au ist blumenleer,

Und jeder Baum ist fahl.


Mönch:


Du klage nicht! Was ist dein Weh?

Was, als ein schwerer Traum?

Bald glänzt die Blume aus dem Klee,

Die Blüte von dem Baum.


Dann steht das Kreuz, davor ich knie,

Im grünen Baumgefild;

Doch ach! es grünt und blühet nie,

Trägt stets ein sterbend Bild.[19]

Quelle:
Ludwig Uhland: Werke. Band 1, München 1980, S. 19-20.
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