[Am graubedeckten Horizont erhebt]

[9] Am graubedeckten Horizont erhebt

Sich rot der Mond, vom Nebeltanz getragen.

Das Feld schläft dampfend ein, die Frösche klagen

Im grünen Schilf, durch das ein Frösteln bebt.


Den Kelch verschliesst die Wasserblume wieder,

Starr und gedrängt in weiter Ferne reihn

Sich Pappeln auf in ungewissem Schein,

Leuchtkäfer irren zu den Büschen nieder.


Der Eulen lautlos finstre Schar erwacht,

Die Luft mit schwerem Fluge zu durchsteuern,

Der Äther füllt sich mit gedämpften Feuern,

Venus taucht bleich hervor: das ist die Nacht.

Quelle:
Verlaine, Paul: Ausgewählte Gedichte. Leipzig 1983, S. 9-10.
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