[Denn zur Genüge litt ich jetzt]

[106] Denn zur Genüge litt ich jetzt

Dem Wolf gleich, der gestellt, gehetzt,

Bis alle Kraft ihn verlasse,

Dass auf der Jagd nach Ruh und Rast

Er flieht und springt in wilder Hast

Unterm Schlag einer ganzen Rasse.


Geldmangel, Neid, versteckte Wut,

Spürhunde, deren Witt'rung gut,

Stehn drohend rings auf der Lauer.

Tag', Monat', Jahre dauert das;

Ich esse Grau'n, ich schlucke Hass,

Die harten Bissen der Trauer.


Doch in dem Wald voll grauser Not

Seh plötzlich ich den Spürhund Tod,

Die Bestie, sich zu mir wenden.

Auf mich, der schon halb tot vor Schmerz,

Wirft sich der Tod, beisst mir ins Herz,

Doch ohne den Kampf zu enden.


Und blutend schlepp ich mich allein

Dorthin, wo meinen stillen Hain

Der Strom durchbraust, der empörte.

Gönnt wenigstens das Sterben mir,

Getreue Brüder, Wölfe ihr!

Die das Weib, meine Schwester, zerstörte!


Quelle:
Verlaine, Paul: Ausgewählte Gedichte. Leipzig 1983, S. 106-107.
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