Siebentes Capitel.
Und doch!

[79] Wenn das auch noch nicht ein Donnerschlag war, so war es doch der Blitz, der diesem vorangeht.

James Burbank schien nicht besonders betroffen, doch welche Beunruhigung machte es seiner ganzen Familie. Warum wurde der Eigenthümer von Camdleß-Bay nach Jacksonville »befohlen«?

Denn es war schon mehr ein Befehl als eine gewöhnliche Vorladung, vor den Richtern zu erscheinen. Was wollte man von ihm? Bildete diese Maßnahme etwa nur den Vorläufer einer Intrigue, die gegen ihn angesponnen worden war? Und war seine Freiheit, vielleicht gar sein Leben durch die zu erwartende Entscheidung bedroht? Wenn er Castle-House verließ, wenn er gehorchte, würde man ihn auch dahin wieder heimkehren lassen? Und wenn er[79] nicht gehorchte, würde man Gewalt anwenden, ihn nach der Stadt zu führen? Und welchen Gefahren, welchen Gewaltthätigkeiten würden die Seinigen dann ausgesetzt sein? – Das waren etwa die Fragen, die er im Geiste überwog.

»Du wirst nicht gehen, James!«

Frau Burbank sprach diese Worte, doch man empfand es, daß sie im Namen Aller sprach.


Ein Boot erwartete ihn... (S. 77.)
Ein Boot erwartete ihn... (S. 77.)

»Nein, Herr Burbank, setzte Alice hinzu, Sie können nicht daran denken, uns zu verlassen.[80]

– Und Dich der Gnade und Ungnade solcher Leute preiszugeben!« bemerkte Edward Carrol.

James Burbank hatte nicht geantwortet. Anfangs mochte sich gegenüber dieser brutalen Vorladung sein ganzes Innere empört haben, denn es kostete ihm viel Mühe sich zu beherrschen.


»Du willst uns also verlassen, Papa?« (S. 84.)
»Du willst uns also verlassen, Papa?« (S. 84.)

Was war denn Neues geschehen, das den ganzen Magistrat jetzt so kühn machte? Sollten die Gefährten und Spießgesellen Texar's schon die Herren geworden sein? Hatten sie die Behörden gestürzt, welche immer noch einige[81] Mäßigung an den Tag legten, und übten sie jetzt die Gewalt an deren Stelle? – Nein. – Der Verwalter Perry, der erst diesen Nachmittag von Jacksonville gekommen war, hatte keine Neuigkeit dieser Art mitgebracht.

»Sollte es nicht, ließ Mr. Stannard sich vernehmen, vielleicht ein neues kriegerisches, zum Vortheil der Südstaaten ausgefallenes Ereigniß sein, das den Leuten jetzt den Muth gibt, ganz rücksichtslos gegen uns aufzutreten?

– Ich fürchte fast, daß so etwas zu Grunde liegt, antwortete Edward Carrol. Hätte der Norden eine Niederlage erlitten, so fühlten sich die Schurken durch die Annäherung des Commodore Dupont nicht mehr bedroht und sie wären im Stande, jeden Exceß zu begehen.

– Man sprach davon, sagte Mr. Stannard, daß die föderirten Truppen sich in Texas vor den Milizen Sibley's zurückziehen und nach einer schweren bei Valverde erlittenen Niederlage wieder hätten über den Rio-Grande gehen müssen. Das theilte mir wenigstens ein Mann aus Jacksonville mit, dem ich vor kaum einer Stunde begegnete.

– Nun, da hätten wir es ja, meinte Edward Carrol, was diesen Leuten den Kamm so schwellen gemacht hat.

– Die Armee Sherman's, die Flotille Dupont's werden also nicht eintreffen! rief Frau Burbank.

– Wir haben erst den 26. Februar, erwiderte Miß Alice, und nach Gilberts Brief würden die föderirten Schiffe vor dem 28. nicht in See gehen.

– Und dann haben sie erst noch bis zu den Mündungen des Saint-John hinunterzusegeln, setzte Mr. Stannard hinzu, darauf sind die Durchfahrten zu forciren und es gilt auch die Barre zu überschreiten und bis Jacksonville hinunterzudampfen. Das erfordert mindestens zehn Tage....

– Zehn Tage! murmelte Alice.

– Zehn Tage!... rief auch Frau Burbank, und wie viel Unheil kann bis dahin über uns kommen!«

James Burbank hatte an dem Gespräch keinen Theil genommen. Er überlegte. Gegenüber der ihm zugegangenen Vorladung fragte er sich, was er thun solle.

Folgte er der Ladung nicht, so lief er Gefahr, den ganzen Pöbel von Jacksonville unter offener oder stillschweigender Zustimmung der Behörden sich auf Camdleß-Bay stürzen zu sehen und damit seine Familie ganz unberechenbaren Gefahren auszusetzen. Nein, es war besser, in dieser Angelegenheit mit[82] eigener Person einzutreten. Sollte dadurch wirklich seine Freiheit, selbst sein Leben bedroht werden, so durfte er doch hoffen, diese Gefahr auf sich allein beschränkt zu sehen.

Frau Burbank betrachtete ihren Gatten mit lebhafter Unruhe; sie fühlte, daß dieser mit sich kämpfte, und zögerte deshalb, eine Frage an ihn zu richten. Auch Miß Alice, Mr. Stannard oder Edward Carrol wagten es nicht ihn zu fragen, welche Antwort er auf den von Jacksonville eingetroffenen Befehl zu geben denke.

Da war es die kleine Dy, welche sich, natürlich unbewußt, zum Dolmetscher der Empfindungen Aller machte. Sie war nahe an ihren Vater herangetreten, der sie auf seine Knie gesetzt hatte.

»Papa? begann das Kind.

– Was willst Du, mein Herzchen?

– Wirst Du zu den bösen Leuten gehen, die uns so viel Unglück bereiten wollen?

– Ja... ich werde gehen!...

– James!... rief Frau Burbank.

– Es muß sein!... Es ist meine Bürgerpflicht!... Ich werde gehen.«

James Burbank hatte sich so entschieden geäußert, daß es unnütz gewesen wäre, seinen Entschluß, dessen mögliche Folgen er gewiß allseitig erwogen hatte, weiter bekämpfen zu wollen. Seine Gattin hatte sich ihm genähert, sie schmiegte sich an ihn und preßte ihn in die Arme, aber sie sagte nichts mehr. Was hätte sie auch noch anführen können?

»Liebe Freunde, begann da James Burbank, es ist Alles in Allem nicht unwahrscheinlich, daß wir die Tragweite dieses auffallenden Willküractes bedeutend überschätzen. Was kann mir denn vorgeworfen werden? Etwas Thatsächliches gewiß nicht, das wissen Alle zu gut. Will man gar meine Anschauungen als straffällig anfechten... sie mögen es versuchen! Meine Anschauungen gehören mir! Ich habe sie vor meinen Widersachern nie verhehlt, und was ich mein ganzes Leben lang gedacht habe, das kann und werde ich Jedermann, wenn es sein muß, auch offen ins Gesicht wiederholen.

– Wir begleiten Dich, sagte Edward Carrol.

– Ja, fiel Mr. Stannard zustimmend ein. Wir lassen Sie nicht ohne uns nach Jacksonville gehen.[83]

– Nein, liebe Freunde, entgegnete James Burbank. Mir allein gilt die Vorladung, vor dem Richtercollegium im Court-Justice zu erscheinen, und ich werde demnach allein gehen. Es könnte überdies der Fall eintreten, daß ich mehrere Tage zurückgehalten würde, das bedingt um so dringender Eure fernere Anwesenheit auf Camdleß-Bay, denn Euch allein muß ich inzwischen unsere Familie anvertrauen.

– Du willst uns also verlassen, Papa? schluchzte die kleine Dy.

– Ja, mein Schatz, antwortete James Burbank fast heiteren Tones. Doch wenn ich auch morgen nicht mit Dir frühstücken sollte, so kannst Du darauf zählen, daß ich wenigstens zur Mittagszeit zurück bin, und den Abend verbringen wir wieder Alle miteinander. – Ah, gut, daß ich's nicht vergesse, so kurze Zeit ich auch nur in Jacksonville bleibe, werd' ich doch Zeit genug haben, Dir irgend etwas zu kaufen. Was würde Dir denn eine rechte Freude machen? – Was soll ich Dir mit heimbringen?

– Dich, mein guter Papa... Dich!...« antwortete das Kind.

Nach diesem Worte, welches so recht bezeichnend die Wünsche Aller ausdrückte, trennte sich die Familie und James Burbank ordnete nur noch diejenigen Sicherheitsmaßregeln an, welche die Umstände zu erfordern schienen.

Die Nacht verstrich ohne Zwischenfall. Am folgenden Morgen schlug James Burbank, der mit dem ersten Tagesgrauen aufgestanden war, den Weg durch die nach dem kleinen Hafen führende Bambusallee ein. Dort ordnete er an, von acht Uhr ab ein Boot bereit zu halten, das ihn über den Strom setzen sollte.

Als er, von der Landungsstelle zurückkehrend, dem Castle-House zuschritt, kam Zermah auf ihn zu.

»Herr Burbank, sagte sie, Ihr Entschluß steht also fest? Sie wollen sich nach Jacksonville begeben?

– Ohne Zweifel, Zermah; dazu bin ich schon in unser Aller Interesse gezwungen. Du verstehst mich doch, nicht wahr?

– Ja, Herr, eine Weigerung von Ihrer Seite könnte die Banden Texar's nach Camdleß-Bay locken.

– Und diese Gefahr, die schlimmste von allen, gilt es auf jeden Fall zu vermeiden! fügte James Burbank ihren Worten hinzu.

– Wünschen Sie, daß ich Sie begleite?

– Ich wünsche im Gegentheil, daß Du bestimmt auf der Pflanzung bleibst, Zermah. Du mußt bei der Hand, mußt meiner Frau und meinem[84] Töchterchen nahe sein, wenn diese vor meiner Rückkehr von irgend welcher Gefahr bedrängt würden.

– Ich werde sie nicht verlassen, Herr Burbank.

– Du hast nichts Neues erfahren?

– Nein; gewiß ist nur, daß verschiedene verdächtige Gestalten rings um die Pflanzung auf der Lauer liegen oder diese wenigstens überwachen. Diese Nacht haben auch zwei oder drei Boote auf dem Strome gekreuzt. Sollten die Leute eine Ahnung davon haben, daß Herr Gilbert abgereist ist, um in den Dienst der föderirten Armee zu treten, daß er unter den Befehlen des Commodore Dupont steht und sich vielleicht versucht fühlen könnte, einmal heimlich nach Camdleß-Bay zu kommen?

– Mein braver Sohn! antwortete Mr. Burbank. Nein, er besitzt zu viel gesunden Menschenverstand, um eine solche Unbesonnenheit zu wagen.

– Ich fürchte nur, meinte Zermah, Texar hegt in dieser Beziehung einigen Verdacht. Allen Gerüchten nach wächst sein Einfluß mit jedem Tage. Wenn Sie in Jacksonville sind, hüten Sie sich vor diesem Texar, Herr...

– Ja wohl, Zermah, wie vor einer giftigen Schlange. Doch, ich bin auf meiner Hut. Versuchte er etwa während meiner Abwesenheit einen Handstreich auf das Castle-House...

– Fürchten Sie nur für sich allein, Herr Burbank, aber sorgen Sie sich ja nicht um uns. Ihre Sclaven werden die Pflanzung zu vertheidigen wissen, ja, wenn es nöthig wäre, für Sie bis zum letzten Mann in den Tod gehen. Sie sind Ihnen Alle, Alle ergeben, sie lieben Sie so innig! Ich weiß, was die Leute denken, was sie sagen, und weiß, wessen sie fähig sind. Von anderen Ansiedelungen aus wurde schon der Versuch gemacht, sie zur Auflehnung zu überreden... sie haben Keiner davon ein Wort hören wollen. Alle bilden nur eine einzige große Familie, welche sozusagen in der Ihrigen wurzelt. Sie können auf Ihre Leute zählen.

– Ich weiß es, Zermah, und ich rechne auf dieselben.«

James Burbank kehrte nach der Wohnung zurück. Als die Zeit herangekommen war, verabschiedete er sich von seiner Frau, von der kleinen Tochter und Miß Alice. Er versprach ihnen seinerseits die größte Selbstbeherrschung gegenüber jenen Beamten, wer diese auch seien, die ihn vor ihren Richterstuhl verlangt hatten, und verpflichtete sich, Alles zu unterlassen, was Gewaltthätigkeiten gegen ihn herbeiführen könnte. Sicherlich würde er noch denselben Tag wieder[85] heimkehren. Dann rief er allen den Seinen noch ein herzliches Lebewohl zu und machte sich zum Aufbruch fertig. Ohne Zweifel hatte James Burbank begründete Ursache, für seine Person zu fürchten, doch war er weit unruhiger wegen seiner ganzen Familie, die er, jeder Gefahr ausgesetzt, im Castle-House zurückließ.

Walter Stannard und Edward Carrol gaben ihm bis zum kleinen Hafen das Geleite. Dort traf er noch seine letzten Anordnungen, und unter günstiger Südost-Brise entfernte sich das Boot rasch von der Landungsstelle von Camdleß-Bay.

Eine Stunde später, gegen zehn Uhr, ging James Burbank an dem Quai von Jacksonville ans Land.

Dieser Quai zeigte sich zur Zeit auffallend verödet; hier befanden sich nur einige fremde Matrosen mit Löschung mehrerer Dogres beschäftigt. James Burbank wurde also bei seiner Ankunft nicht erkannt und konnte sich, ohne vorher schon angemeldet zu werden, zu einem seiner Geschäftsfreunde begeben, der am anderen Ende des Hafenplatzes wohnte.

Mr. Harvey war erstaunt und sehr ängstlich betroffen, ihn zu sehen. Er hatte nicht geglaubt, daß Mr. Burbank der schroffen Vorladung, sich den Richtern des Court-Justice zu stellen, Folge leisten würde. In der Stadt herrschte im allgemeinen dieselbe Ansicht. Worauf jener lakonische Befehl, vor den Richtern zu erscheinen, eigentlich fußte, konnte Mr. Harvey auch nicht sagen. Wahrscheinlich wollte man, um dem drängenden Volkswillen ein Zugeständniß zu machen, von James Burbank bündige Erklärungen verlangen über sein Verhalten seit Ausbruch des Bürgerkrieges, wie über seine – übrigens hinlänglich bekannten – Anschauungen betreffs der Sclavenfrage. Vielleicht hatte man auch den Hintergedanken, sich, wenn dazu irgend eine brauchbare Handhabe gefunden wurde, seiner Person zu bemächtigen, um den reichsten nordstaatlichen Pflanzer von Florida als eine Art Geißel für das Verhalten seiner Gesinnungsgenossen in der Hand zu haben. Mr. Harvey meinte, es wäre für ihn doch wohl rathsamer gewesen, auf Camdleß-Bay zu bleiben, ja, er könne sogar, da bis jetzt Niemand von seinem Hiersein wußte, noch unbemerkt dahin zurückkehren.

James Burbank war aber nicht gekommen, um davon zu gehen. Er wollte wissen, woran er sei. Er sollte es erfahren.

An seinen Geschäftsfreund stellte er noch folgende wichtige Fragen, wie sie die Lage, in der er sich befand, naturgemäß eingab:[86]

»Waren hier die öffentlichen Behörden zu Gunsten der Pöbelhelden von Jacksonville schon gestürzt?«

(Noch nicht, ihre Lage war aber sehr unsicher geworden. Beim ersten Aufstandsversuche sei ihre Verdrängung durch den Druck der Verhältnisse zu erwarten.)

»Hatte nicht der Spanier Texar bei der sich vorbereitenden Volksbewegung die Hand im Spiele?«

(Ja; man betrachtete ihn als den Parteiführer der Sclavereifreunde in Florida. Seine Genossen und er würden sich bald zu Herren der Stadt aufschwingen.)

»Hatten die letzten Kriegsnachrichten, welche sich gerüchtweise schon in ganz Florida zu verbreiten begannen, Bestätigung gefunden?«

(Ja, in der allerletzten Zeit. Die Organisation der Südstaaten war zur vollendeten Thatsache geworden. Die am 22. Februar endgiltig eingesetzte Regierung wählte Jefferson Davis zum Präsidenten und Stephens zu dessen Stellvertreter. Beide waren für den Zeitraum von sechs Jahren erwählt. In dem aus zwei Kammern bestehenden, in Richmond zusammengetretenen Congresse hatte Jefferson Davis vor drei Tagen den Antrag auf obligatorische Dienstpflicht eingebracht. Seitdem hatten die Conföderirten auch einige theilweise, im Ganzen aber bedeutungslose Erfolge davongetragen. Uebrigens drang, wie man sagte, seit dem 24. ein beträchtlicher Theil der Armee des Generals Mac Clellan über den oberen Potomac vor, wodurch die Räumung von Columbus seitens der Südstaatler bedingt wurde. Jetzt stand auch eine große Schlacht am Mississippi bevor, in der die Armee der Separatisten sich mit der des General Grant messen sollte.)

»Und das Geschwader des Commodore Dupont – würde es vor den Mündungen des Saint-John erscheinen?«

(Es ging das Gerücht, daß dasselbe binnen etwa zehn Tagen die Einfahrt zu erzwingen versuchen werde. Wenn Texar und dessen Spießgesellen also einen Handstreich planten, der die Stadt in ihre Gewalt bringen und ihnen zur Befriedigung persönlicher Rachegelüste Gelegenheit geben sollte, so dürften sie damit nicht lange zaudern.)

Das war der höchst gespannte Stand der Dinge in Jacksonville, bei dem Niemand wissen konnte, ob der »Fall Burbank« die Weiterentwickelung nicht überraschend beschleunigen würde.[87]

Als die für sein Erscheinen bestimmte Stunde schlug, verließ James Burbank das Haus seines Geschäftsfreundes und begab sich nach dem Platze, wo das Gebäude des Court-Justice sich erhob. In den Straßen herrschte jetzt eine lebhafte Bewegung und dichte Volksmengen drängten sich nach derselben Richtung, wie er ging, dahin. Man fühlte voraus, daß sich aus dieser an sich unbedeutenden Sache ein Aufstand mit den beklagenswerthesten Folgen entwickeln könne.

Der Platz war voll von Leuten aller Art – von ärmeren Weißen, Negern und Mestizen, welche einen Höllenlärm verführten. Hatten auch nur verhältnißmäßig Wenige in den räumlich etwas beschränkten Verhandlungssaal des Gerichtsgebäudes Einlaß finden können, so befanden sich darin doch eine Anzahl Anhänger Texar's, bunt durcheinander gewürfelt mit einer gewissen Menge ehrbarer und jedem ungerechten Verfahren abholder Leute. Auf jeden Fall mußte es Letzteren aber schwer werden, demjenigen Theile der Bevölkerung Widerstand zu leisten, der sich nun einmal den Sturz der jetzigen Obrigkeit Jacksonvilles zum Ziele gesetzt hatte.

Als James Burbank auf dem Platze erschien, wurde er sofort erkannt und von den verschiedensten Seiten ertönten laute Ausrufe, die man schwerlich hätte zu seinen Gunsten deuten können. Einzelne muthigere Bürger umringten ihn; sie wollten nicht zulassen, daß ein ehrenwerther und geachteter Mann, wie der Pflanzer von Camdleß-Bay es war, schutzlos den Rohheiten der Menge preisgegeben sei. Schon indem er der ihm zugegangenen Vorladung nachkam, gab er einen gleichzeitigen Beweis von selbstbewußter Würde und Entschlossenheit. Das mußten Ehrlichdenkende ihm Dank wissen.

James Burbank konnte sich also über den Platz Bahn brechen. Er gelangte nach der Thürschwelle des Court-Justice, trat ein und begab sich vor den Richtersitz, wohin er gegen alles Recht gerufen worden war.

Der oberste Beamte der Stadt und seine Beisitzer befanden sich schon an ihrem Platze. Es waren gemäßigte Männer, denen man ihr gerechtes Urtheil nachrühmte. Es ist deshalb leicht verständlich, welchen Bedrohungen sie seit Ausbruch des Secessionskrieges stets ausgesetzt gewesen sein mochten. Welcher Muth gehörte nicht schon dazu, jetzt in ihrer Stellung zu bleiben, und welche Energie, sich auch darin zu erhalten. Wenn sie bisher noch allem Anstürmen aufrührerischer Elemente hatten widerstehen können, so lag das in dem Umstande, daß die Sclavenfrage gerade in Florida, wie wir wissen, die Geister nicht[88] allzusehr erregte, während sie in den anderen Südstaaten alle Leidenschaften wachrief. Immerhin gewannen die separatistischen Anschauungen allmählich an Boden, und damit wuchs natürlich der Einfluß der zu einem Handstreiche vorbereiten Abenteurer und Landstreicher aus allen Theilen der Grafschaft. Ja, es war nur die Absicht, der öffentlichen Meinung ein Zugeständniß zu machen, daß die Behörden, dem Drucke tollster Hitzköpfe nachgebend, sich entschlossen hatten, James Burbank auf die Anklage eines der Führer jener Partei, des Spaniers Texar, vor ihre Schranken zu fordern.


»Sie wollen sich nach Jacksonville begeben?...« (S. 84.)
»Sie wollen sich nach Jacksonville begeben?...« (S. 84.)

Das von der einen Seite beifällige, von der anderen mißfällige Murmeln, welches den Besitzer von Camdleß-Bay bei seinem Eintritte in den Saal empfing, beruhigte sich bald. Vor der Schranke stehend, mit dem ruhigen Blicke eines Mannes, den nichts zu erschüttern vermag, wartete James Burbank nicht einmal, bis[89] der Richter die gewöhnliche Vorbefragung begann.

»Sie haben James Burbank vorladen lassen, sagte er mit fester Stimme. James Burbank steht vor Ihnen!«

Trotzdem erfüllte man zunächst die vorgeschriebenen Formalitäten, bei welchen Burbank ganz kurz und bündig die verlangten Antworten gab. Dann fragte er:

»Wessen beschuldigt man mich?

– Durch Worte oder vielleicht auch durch Thaten den Anschauungen und Hoffnungen feindlich entgegenzuwirken, welche jetzt Florida erfüllen.

– Und wer klagt mich an? forschte James Burbank weiter.

– Ich!«

Dieses Wort kam von Texar; James Burbank hatte dessen Stimme erkannt. Er wandte darauf nicht einmal den Kopf nach dessen Seite hin, sondern begnügte sich, über diesen erbärmlichen Ankläger, der ihn in diese Lage gebracht, verächtlich mit den Achseln zu zucken.

Die Begleiter und Anhänger Texar's feuerten ihren Führer durch Zurufe und bedeutsame Handbewegungen weiter an.

»Zunächst, sagte dieser, schleudere ich James Burbank die Thatsache seiner Eigenschaft als geborener Nordstaatler ins Gesicht. Seine Anwesenheit in Jacksonville ist inmitten eines conföderirten Staates schon eine andauernde Beleidigung. Da er nach Herz und Abstammung den Nordstaatlern zugehört, warum ist er nicht wieder nach dem Norden gezogen?

– Ich bin in Florida, weil es mir paßt daselbst zu sein, antwortete James Burbank. Seit zwanzig Jahren wohne ich in dieser Grafschaft. Wenn ich hier nicht geboren bin, weiß man wenigstens, woher ich stamme. Das mögen sich Die gesagt sein lassen, deren Vergangenheit man nicht kennt, die sich hüten, vor Anderer Augen zu wohnen und deren Privatleben mit gerechterem Grunde untersucht zu werden verdient, als das meinige.«

Texar, der doch durch diese Antwort direct angegriffen war, veränderte sich nicht.

»Und dann...? fuhr James Burbank fort.[90]

– Dann?... nahm der Spanier wieder das Wort. In dem Augenblicke, wo das Land sich für Beibehaltung der Sclaverei erhebt, wo es bereit ist, zur Zurückweisung der föderirten Heere sein Blut zu verspritzen, beschuldige ich ferner James Burbank, Abolitionist zu sein und abolitionistische Propaganda zu treiben.

– James Burbank, mischte sich hier der Richter ein, Sie begreifen, daß eine solche Beschuldigung unter den obwaltenden Verhältnissen von schwerstwiegender Bedeutung ist. Ich bitte Sie also, sich darüber auszulassen.

– Herr Richter, antwortete James Burbank, meine Antwort wird sehr einfach lauten. Ich habe weder jemals eine derartige Propaganda getrieben, noch wird es mir in Zukunft einfallen, das zu thun. Diese Anklage beruht auf falscher Voraussetzung. Was meine Ansicht über die Sclaverei angeht, sei es mir erlaubt, diese hier darzulegen. Ja, ich bin für Abschaffung der Sclaverei, ebenso wie ich den Kampf, den der Süden gegen den Norden unternimmt, tief beklage. Ja, ich fürchte sogar, der Süden gehe dem schlimmsten Unheil entgegen, das er hätte vermeiden können, und in seinem eigenen Interesse hätte ich ihn gern einen anderen Weg einschlagen sehen, statt sich in einen Krieg gegen die gesunde Vernunft, gegen das öffentliche Gewissen einzulassen. Sie werden einst noch erkennen, daß Die, welche zu Ihnen wie ich heute sprechen, nicht Unrecht gehabt haben. Wenn die Stunde einer Umwandlung, eines moralischen Fortschrittes geschlagen hat, ist jedes Widerstreben eine – Thorheit.

Außerdem würde eine Lostrennung des Südens von dem jetzigen Bundesstaate einem Verbrechen gegen das amerikanische Vaterland gleichstehen. Weder Vernunft, noch Gerechtigkeit oder Macht sind auf Ihrer Seite, und jenes Verbrechen wird also unterbleiben.«

Diesen Worten wurde zunächst einige Zustimmung zutheil, welche lautere Schreier jedoch sofort unterdrückten. Die Mehrzahl einer Zuhörerschaft von Leuten ohne Glauben und Gesetz konnte sich mit denselben nicht befreunden.

Als der Richter wieder einiges Stillschweigen im Verhandlungssaale hergestellt, fuhr James Burbank fort:

»Und jetzt erwarte ich, daß mehr auf Thatsachen als auf Gedanken gestützte Anklagen vorgebracht werden, auf welche ich, sobald sie mir kund gegeben wurden, die Antwort nicht schuldig zu bleiben verspreche.«

Gegenüber einer solchen würdigen Haltung des Angeklagten geriethen die Richter schon in nicht geringe Verlegenheit. Sie kannten ja keine einzige[91] Thatsache, die James Burbank hätte zum Vorwurf gemacht werden können. Ihre Rolle beschränkte sich deshalb darauf, Anschuldigungen mit Beweisen, wenn es solche gab, vorbringen zu lassen.

Texar sah ein, daß er in die Zwangslage kam, sich bestimmter zu erklären, wenn er sein Ziel nicht verfehlen wollte.

»Zugegeben! sagte er. Es ist auch meine Ansicht nicht, daß man die Freiheit der Gedanken über die Sclaverei antasten dürfe, nicht einmal in einem Lande, das sich sonst bis zum letzten Mann für deren Aufrechthaltung erhebt. Wenn aber James Burbank das Recht besitzt, über die Sclavenfrage zu denken, wie es ihm beliebt, wenn es wahr ist, daß er sich enthält, Anhänger seiner Anschauungen zu werben, so entblödet er sich doch nicht, ein Einverständniß mit einem Feinde zu unterhalten, der knapp vor den Thoren von Florida steht!«

Diese Anklage des Einverständnisses mit den Föderirten war unter den dermaligen Verhältnissen eine sehr ernste. Das hörte man auch aus dem Murmeln, welches die Reihen der Zuhörer durchlief. Immerhin schwebte dieselbe vorläufig in der Luft und bedurfte erst noch der Beweise.

»Sie behaupten, ich unterhielte irgend welche Verbindungen mit dem Feinde? fragte James Burbank.

– Ja, versicherte Texar.

– Wollen Sie es beweisen?... Ich verlange es!

– Gut, antwortete Texar. Vor nun drei Wochen hat ein an James Burbank entsendeter Bote die föderirte Armee oder mindestens die Flottenabtheilung des Commodore Dupont verlassen. Dieser Mann hat sich nach Camdleß-Bay begeben; er ist von dem Augenblicke, wo er die Pflanzung verließ, bis zum Austritte über die Grenze von Florida beobachtet worden. – Können Sie das leugnen?«

Es handelte sich hierbei offenbar um den Boten, der den Brief des jungen Lieutenants überbracht hatte. Texar's Spione unterlagen in dieser Beziehung keinem Irrthum. Diesmal betraf die Anschuldigung eine greifbare Thatsache, und Alle warteten nicht ohne eine gewisse Beklemmung darauf, wie James Burbank's Antwort lauten würde.

Dieser zögerte nicht im mindesten, das zuzugestehen, was ja thatsächlich die reine Wahrheit war.

»Gewiß, sagte er, zu jener Zeit ist nach Camdleß-Bay ein fremder Mann gekommen, doch das war nur ein Bote. Er gehörte auch nicht zur föderirten Armee, sondern brachte nur ein Schreiben von meinem Sohne...[92]

– Von Ihrem Sohne, fiel Texar rasch ein, von Ihrem Sohne, der, wenn wir recht unterrichtet sind, in den Dienst der Unionstruppen getreten ist; von Ihrem Sohne, der vielleicht in den ersten Reihen der Feinde steht, welche jetzt zu einem Einfall nach Florida unterwegs sind.«

Die Heftigkeit, mit der Texar diese Worte hervorpolterte, verfehlten nicht einen sehr lebhaften Eindruck auf die Zuhörer. Wenn James Burbank nach dem Zugeständniß, ein Schreiben seines Sohnes erhalten zu haben, auch ferner noch zugab, daß Gilbert in die föderalistische Armee eingetreten sei, wie wollte er sich dann gegen die Beschuldigung, Verbindungen mit den Feinden der Südstaaten unterhalten zu haben, wirksam vertheidigen?

»Wollen Sie auf die behaupteten und Ihren Sohn betreffenden Thatsachen Auskunft geben? fragte der Richter.

– Nein, Herr Richter, erwiderte James Burbank festen Tones, ich habe darauf nichts zu erklären. Um meinen Sohn handelt es sich hier, so viel ich weiß, überhaupt nicht. Nur ich allein bin beschuldigt, ein Einverständniß mit den Bundestruppen gepflogen zu haben, das aber lehne ich bestimmt ab und überlasse es dem Manne, dessen Anklagen gegen mich nur persönlichem Hasse entstammen, dafür einen einzigen Beweis beizubringen.

– Er gesteht also doch schon zu, daß sein Sohn in diesem Augenblick unter den Reihen der Föderirten kämpft, rief Texar.

– Ich habe nichts zuzugestehen... nichts! entgegnete James Burbank. Es ist Ihre Sache, zu beweisen, was Sie gegen mich vorbringen.

– Gut... ich werde es noch beweisen! versetzte Texar. Binnen wenig Tagen werd' ich im Besitz des Beweises sein, den man von mir verlangt, und wenn ich den erst in der Hand habe...

– Wenn Sie ihn haben, fiel ihm der Richter in die Rede, so können wir weiter über diese Angelegenheit verhandeln. Bis dahin sehe ich aber nicht, gegen welche Anschuldigungen sich James Burbank hier zu verantworten hätte.«

Mit dieser Erklärung erwies sich der Richter als ein Mann von ehrlicher Gerechtigkeitsliebe. Er hatte damit gewiß ganz recht. Leider hatte er unrecht, recht zu haben gegenüber einem Zuhörerkreise, der von vornherein gegen den reichen Pflanzer auf Camdleß-Bay eingenommen war. Es kam also als Antwort auf diese Erklärung zu einem unwilligen Murren, ja, selbst zu wirklichen Einreden seitens der unbefriedigten Anhänger Texar's. Der Spanier verstand diese Meinungsäußerungen gut genug, und indem er ferner von jeder Herbeiziehung[93] Gilbert Burbank's absah, beschränkte er sich nur auf Anschuldigungen gegen dessen Vater.

»Ja wohl, wiederholte er, ich werde durch Beweise meine Behauptung erhärten, daß James Burbank in heimlicher Verbindung mit dem Feinde steht, der einen Ueberfall Floridas vorbereitet. Doch davon jetzt abgesehen, bilden ja schon die Anschauungen, die er ungescheut an dieser Stelle vertritt, Anschauungen, welche zur Lösung der Sclavenfrage im Sinne unserer Feinde hinneigen, eine öffentliche Gefahr. Ich verlange also im Namen aller Besitzer von Sclaven, welche sich niemals dem Joch beugen werden, das der Norden ihnen aufzuerlegen sacht, daß man sich seiner Person versichere.

– Ja!... Richtig!« riefen die Genossen Texar's, während ein Theil der Anwesenden vergeblich gegen ein solches nicht zu rechtfertigendes Verlangen Einspruch erhob.

Als es dem Richter gelungen, die Ruhe im Verhandlungssaale herzustellen, konnte Burbank sich wieder äußern.

»Ich widersetze mich mit aller Macht, mit allem auf meiner Seite stehenden gesetzlichen Rechte, gegen die Willkürmaßregel, zu der man den Gerichtshof zu drängen sacht, erklärte er bestimmt. Ich mag ja Abolitionist sein, ja, ich habe das ja schon zugestanden, ich denke aber, bei unseren auf freiester Grundlage beruhenden Gesetzen sind Anschauungen jeder Art frei. Bisher hat es noch nicht als Verbrechen gegolten, Gegner der Sclaverei zu sein, und wo keine Schuld vorliegt, ist auch das Gesetz ohnmächtig, eine Strafe zu verhängen.«

Noch zahlreichere Zustimmungen schienen James Burbank Recht zu geben. Zweifelsohne hielt auch Texar die Gelegenheit für gegeben, seine das Ziel nicht bestreichenden Geschütze anders aufzufahren. Es ist also nicht zu verwundern, wenn er James Burbank die unerwartete Aufforderung ins Gesicht schleuderte:

»Nun, so geben Sie doch Ihre eigenen Sclaven frei, da Sie Gegner der Sclaverei sind!

– Das werd' ich auch thun, erklärte James Burbank. Ich werde es sofort thun, wenn die Stunde dazu herangekommen ist.

– Wirklich!... Ja, ja, Sie werden es thun, sobald die föderirten Truppen in Florida die Herren geworden sind! warf Texar ein. Sie brauchen eben die Soldaten Sherman's und die Seeleute Dupont's, um den Muth zu finden, Ihre Handlungen und Ihre Ansichten in Einklang zu setzen. Ja freilich, das ist klug – aber feig obendrein![94]

– Feig! fuhr James Burbank, ohne eine Ahnung, daß ihm sein Gegner nur eine Falle zu stellen suchte, entrüstet auf.

– Ja, feig! wiederholte Texar. Wagen Sie es doch, Ihre Anschauungen in Thatsachen zu übersetzen! Bisher konnte man nur zu dem Glauben verleitet werden, daß Sie eine wohlfeile Popularität zu erhaschen suchen, um sich bei den Nordstaatlern einen Stein ins Brett zu setzen. Ja, dem Scheine nach Feind der Sclaverei, sind Sie doch im Grunde und aus Interesse nichts anderes als ein Anhänger derselben!«

James Burbank hatte sich auf diese schamlose Beleidigung hin erhoben und warf seinem Ankläger einen tief verächtlichen Blick zu. Das war mehr als er ertragen konnte. Ein derartiger Vorwurf der Scheinheiligkeit stand in zu grellem Widerspruch gegen sein ganzes, aller Welt offen vor Augen liegendes und loyales Leben.

»Bürger von Jacksonville, rief er so laut, daß ihn Alle verstehen mußten, von diesem Tage ab besitze ich keinen einzigen Sclaven mehr; heute noch verkünde ich die Freigebung aller Sclaven auf dem ganzen Gebiete von Camdleß-Bay!«

Zuerst antworteten dieser unerschrockenen Erklärung nur laute Hurrahs. Ja, es gehörte nicht wenig Muth zur Abgabe derselben – vielleicht mehr Muth als Klugheit. James Burbank hatte sich eben von seiner gerechten Entrüstung fortreißen lassen.

Es lag ja zu klar auf der Hand, daß eine solche Maßnahme die anderen Pflanzer von Florida mit großem Nachtheile bedrohte. Im Saale des Court-Justice blieb denn auch die Gegenwirkung nicht aus. Die ersten, dem Ansiedler auf Camdleß-Bay geltenden Beifallsrufe wurden bald erstickt durch das wüste Geschrei nicht nur Derer, welche der Sclaverei aus Grundsatz hold waren, sondern auch Solcher, welche der Sclavenfrage bisher ziemlich theilnahmslos gegenübergestanden hatten. Ja, Texar's Freunde hätten sich diesen lauten Ausbruch des Unwillens gern zunutze gemacht, um gegen James Burbank handgreiflich zu werden, wenn der Spanier selbst sie nicht davon zurückgehalten hätte.

»Laßt ihn gewähren, sagte er. James Burbank hat sich schon selbst entwaffnet und von jetzt ab gehört er uns!«

Diese Worte, deren Bedeutung der Leser bald fassen lernen wird, genügten, die zu Gewaltthätigkeiten Geneigten wieder in die nöthigen Schranken zu verweisen. James Burbank entging auch jeder Belästigung, als ihm der


James Burbank hatte sich erhoben. (S. 95.)
James Burbank hatte sich erhoben. (S. 95.)

Richter seine Entlassung eröffnet hatte. Mangels jeden Beweises lag keine Ursache vor, der verlangten Einsperrung James Burbank's Folge zu geben. Später, wenn der auf seinen Aussagen beharrende Spanier Beweise beibrächte, um James Burbank des Einver[95] ständnisses mit dem Feinde zu überführen, sollte die Untersuchung wieder aufgenommen werden. Bis dahin war und blieb James Burbank frei.


Die Sclaven waren bei der Arbeit. (S. 104.)
Die Sclaven waren bei der Arbeit. (S. 104.)

Freilich sollte diese öffentlich abgegebene Erklärung bezüglich der Freilassung des gesammten Arbeitspersonals auf Camdleß-Bay später gegen die städtischenBehörden und zu Gunsten der zum Aufstande drängenden Partei bis zum Aeußersten ausgenützt werden.

Trotz alledem wußten es die Polizeibeamten zu hindern, daß es gegen James Burbank, als dieser den Court-Justice verließ und darauf von einer ihm gewiß sehr übel gesinnten Volksmenge verfolgt wurde, nicht zu Thätlichkeiten kam. Die Sache verlief mit Verwünschungen, Bedrohungen, doch ohne Bethätigung von Gewalt. Offenbar beschützte Jenen der Einfluß Texar's. James Burbank konnte also die Quaianlagen des Hafens erreichen, wo sein Boot ihn erwartete. Hier nahm er von seinem Geschäftsfreunde, Mr. Harvey, der ihn nicht verlassen hatte, Abschied. Dann segelte er hinaus und war bald über die Tragweite des Geschreies hinaus, mit dem die Pöbelhaufen seine Abfahrt begleiteten.

Da die Fluth im Sinken war, setzte ihn das von der Strömung beeinträchtigte Boot erst nach zwei Stunden an der Landungsbrücke von Camdleß-Bay ab, wo er von seiner Familie schon sehnsüchtig erwartet wurde. Welche Freude erregte aber das Wiedersehen in dieser ganzen kleinen Welt, die so vielen Grund zu der Befürchtung gehabt hatte, ihn vielleicht von den Seinigen ferngehalten zu sehen!

»O nein, sagte er zu der kleinen Dy; ich hatte Dir versprochen, zum Mittagessen zurück zu sein, mein lieber Schatz, und Du weißt, daß ich meine Versprechungen stets einhalte!«

Quelle:
Jules Verne: Nord gegen Süd. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LII–LIII, Wien, Pest, Leipzig 1889, S. 79-97,99.
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Nord gegen Süd Band 2 (Collection Jules Verne)
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