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[43] Ja, unterwegs nach Europa, aber auf einer selten gewählten und Reisenden, die es eilig haben, nicht anzuempfehlenden Route.
»Und dennoch haben wir's eilig« dachte Herr Cascabel bei sich, »besonders da uns auf die Dauer das Geld ausgehen könnte!«
Der Aufbruch fand am Morgen des 2. März statt. Bei Tagesanbruch wurden »Vermout« und »Gladiator« vor die Belle-Roulotte gespannt. Frau[43] Cascabel nahm mit Napoleone darin Platz, während ihr Mann und ihre beiden Söhne zu Fuß gingen und Clou die Lenkseile hielt. John Bull hatte an der oberen Galerie Posto gefaßt und die beiden Hunde waren bereits vorausgelaufen.
Es war schönes Wetter. Junge Säfte schwellten die ersten Knospen der Büsche. Der Lenz präludierte bereits all jenen Herrlichkeiten, welche er inmitten der kalifornischen Horizonte so reichlich entfaltet. Die Vögel sangen im Laube der immergrünen Eichen und in den Fichten, deren schlanke Wipfel sich über wucherndem Heidekraut wiegten. Hier und da standen Gruppen von kleinen Kastanienbäumen und einige Exemplare jener Apfelbäume, deren Früchte unter dem Namen Mazanillen zur Bereitung des indianischen Ciders verwendet werden.
Während er mittelst seiner Landkarte die Einhaltung der verabredeten Reiseroute beaufsichtigte, vergaß Jean nicht, daß es ihm noch ganz besonders oblag, die Küche mit frischem Wildpret zu versorgen. Überdies würde Marengo ihn daran erinnert haben. Ein tüchtiger Jäger und ein tüchtiger Hund verstehen einander, ganz besonders in wildreichen Gegenden, wie hier. Es verging kaum ein Tag, an dem Frau Cascabel nicht einen Hafen, ein gehaubtes Rebhuhn, einen Auerhahn oder ein paar Gebirgswachteln mit eleganten Kopffedern, deren aromatisches Fleisch eine vorzügliche Speise bildet, zuzubereiten gehabt hätte. Wenn die Jagd in den Ebenen Alaskas bis zur Beringstraße hinauf ebenso befriedigende Ergebnisse bot, so brauchte die Familie keine großen Auslagen für ihre tägliche Nahrung zu machen. Vielleicht würde sie drüben, auf dem asiatischen Festlande, minder erfolgreich sein? Aber man würde sich schon beraten, wenn die Belle-Roulotte in den endlosen Steppen des Tschuktschenlandes anlangte.
Einstweilen ging alles nach Wunsch. Herr Cascabel war nicht der Mann dazu, die günstige Witterung und Temperatur, deren man sich während dieser Zeit erfreute, unbenützt zu lassen. Man eilte auf den Wegen, welche die sommerlichen Regengüsse einige Monate später unfahrbar machen würden, so schnell vorwärts, wie das Gespann es gestattete, – das heißt durchschnittlich sieben bis acht Meilen pro Tag, wobei man mittags Halt machte, um zu essen und zu ruhen, und um sechs Uhr abends ein Lager für die Nacht bezog. Die Gegend war nicht, wie man glauben könnte, verlassen. Die Feldarbeit rief bereits die Ackerleute heraus, welche diesem reichen und freigebigen Boden einen Wohlstand verdanken, der in jedem andern Weltteil Neid erregen könnte. Überdies kam man häufig an Gehöften, Weilern, Dörfern, Marktflecken, ja selbst Städten vorüber, besonders als die Belle-Roulotte das linke Ufer des Sakramento hinauffuhr, durch jene Gegend, welche das eigentlichste Goldland gewesen und noch heute den bedeutsamen Namen Eldorado führt.[44]
Dem Programme ihres Oberhauptes gemäß, gab die Familie Vorstellungen, wo immer sich Gelegenheit zur Verwertung ihrer Talente bot. Sie war in jenem Teile Kaliforniens noch nicht bekannt. Und giebt es nicht überall wackere Leute, die gern bereit sind, sich zu amüsieren? In Placerville, Aubury, Marysville, Tchama und anderen mehr oder minder wichtigen Städten, die der »ewige« amerikanische Cirkus, der sie von Zeit zu Zeit aufsucht, bereits ein wenig blasiert hat, heimsten die Cascabels ebenso viele Bravos wie Cents ein, welch letztere sich auf eine Gesamtsumme von mehreren Dutzend Dollars beliefen. Fräulein Napoleones Anmut und Kühnheit, Herrn Xanders außerordentliche Gelenkigkeit, Herrn Jeans wunderbare Fertigkeit in Taschenspielerkünsten, Clou-de-Girofles verduzte Mienen und Albernheiten wurden von allen Kennern nach Verdienst gewürdigt. So auch die beiden Hunde, die im Verein mit John Bull Wunder leisteten. Was Herrn und Frau Cascabel betrifft, so zeigten sie sich ihres Rufes wert, der eine in Kraftproben, die andere im Ringkampfe mit flachen Händen, bei welchem sie die gegen sie auftretenden Amateurs unfehlbar in den Sand warf.
Man schrieb den 12. März, als die Belle-Roulotte die kleine Stadt Shasta erreichte, welche der Berg desselben Namens mit vierzehntausend Fuß Höhe überragt. Gegen Westen zogen sich die verworrenen Massen der Coast-Ranges dahin, welche man glücklicherweise nicht zu übersteigen brauchte, um die Grenze von Oregon zu erreichen. Aber die Gegend war sehr unregelmäßig; man mußte sich zwischen den kapriziös verzweigten Ausläufern des Gebirges hindurchwinden und konnte auf den kaum zur Not gebahnten Wegen, welche man mit Hilfe der Landkarte aufsuchte, nur langsam vorwärts kommen. Überdies wäre die Reise durch das Küstenland, wo die natürlichen Hindernisse dünner gesäet waren, vorzuziehen gewesen; aber dazu hätte man die Coast-Ranges übersteigen müssen, deren Pässe absolut unzugänglich waren. Daher schien es vernünftiger, sich nordwärts zu halten und an der Grenze von Oregon die letzten Ausläufer der genannten Bergkette zu umgehen.
So lautete der von Jean, dem Geographen der Truppe, erteilte Rat, und man hielt es für das beste, denselben zu befolgen.
Nachdem sie das Fort Jones hinter sich gelassen, machte die Belle-Roulotte am 19. März bei dem Marktflecken Yrika Halt. Dort wurde der Familie ein guter Empfang zu teil, der ihr die Einkassierung einiger Dollars ermöglichte. Es war das erste Debut einer französischen Truppe in diesem Landstrich. Was wollen Sie? In jenen fernen Gegenden Amerikas liebt man die Kinder Frankreichs! Sie werden dort stets mit offenen Armen empfangen und fühlen sich gewiß wohler, als sie es bei einigen ihrer europäischen Nachbarn sein würden!
In diesem Marktflecken gelang es, Pferde um einen mäßigen Preis zu mieten, welche Vermout und Gladiator zu Hilfe kamen. So konnte die Belle-[45] Roulotte die Bergkette an ihrem nördlichen Ende überschreiten, und zwar diesmal ohne von den Führern geplündert zu werden.
»Meiner Treu!« meinte Herr Cascabel, es waren, soviel ich weiß, keine Engländer!«
Wenn diese Reise nicht von einigen Schwierigkeiten und Verzögerungen verschont blieb, so zog man sich doch, dank den getroffenen Vorsichtsmaßregeln, ohne Unfall aus der Sache.
Endlich gelangte die Belle-Roulotte am 27. März auf das Gebiet von Oregon. Die Ebene war im Osten von Mount Pitt begrenzt, der wie die Zeigerstange einer Sonnenuhr emporragt.
Tiere und Menschen hatten schwer gearbeitet. Man mußte sich eine kurze Rast in Jacksonville gönnen. Als hierauf der Roquesfluß überschritten war, zog der Weg sich durch die Windungen eines Küstengebietes dahin, das sich unabsehbar nach Norden ausdehnt.
Ein noch immer gebirgiges, aber reiches, dem Landbau ungemein günstiges Land. Rings Prairien und Wälder. Kurz, die Fortsetzung der kalifornischen Region. Hier und da Banden jener Saste- oder Umpaqua-Indianer, welche das Land durchstreifen, von denen man aber nichts zu befürchten hatte.
Jetzt fand es Jean – welcher die Reisebeschreibungen in der kleinen Bibliothek emsig las und die daraus geschöpften Kenntnisse wohl zu verwerten gedachte – an der Zeit, eine beherzigenswerte Warnung auszusprechen.
Man befand sich mehrere Meilen nördlich von Jacksonville in einer dichtbewaldeten Gegend, welche das auf einem Hügel von zweitausend Fuß Höhe erbaute Fort Lane beschirmt.
»Man wird hier acht geben müssen,« sagte Jean, »denn in dieser Gegend wimmelt es von Schlangen.«
»Schlangen!« schrie Napoleone erschrocken auf, »Schlangen!... Laß uns forteilen, Vater!«
»Ruhig, Kind!« antwortete Herr Cascabel. »Wir werden bloß einige Vorsichtsmaßregeln zu treffen haben.«
»Sind jene garstigen Tiere gefährliche« fragte Cornelia.
»Sehr gefährlich, Mutter,« antwortete Jean. »Es sind Klapperschlangen die allergiftigsten. Wenn man ihnen ausweicht, so greifen sie einen nicht an; aber wenn man sie berührt, wenn man sie aus Versehen stößt, so schnellen sie in die Höhe und beißen, ihr Biß ist fast immer tödlich.«
»Wo halten sie sich auf?« fragte Xander.
»Unter dürrem Laube, wo man sie nicht leicht sieht,« erwiderte Jean. »Da sie indessen mit den Ringen ihres Schweifes ein klapperndes Geräusch hervorbringen, so hat man Zeit, ihnen auszuweichen.«[46]
»Nun denn!« sagte Herr Cascabel. »Laßt uns auf unsere Füße achten und die Ohren offen halten!«
Jean hatte recht gethan, seine Familie zu warnen, da die Schlangen in den Distrikten Westamerikas wirklich stark verbreitet sind. Und es giebt dort nicht nur unmäßig viele Schlangen, sondern auch Taranteln, die eine fast ebenso große Gefahr bilden.[47]
Überflüssig, hinzuzufügen, daß man sich sehr in acht nahm und äußerst behutsam vorwärts schritt. Zudem hatte man die Pferde und andere Tiere der Truppe zu überwachen, welche den Angriffen der Insekten und Reptilien nicht weniger ausgesetzt waren als ihre Herrschaft.
Dann hatte Jean auch hinzufügen zu müssen geglaubt, daß jene verwünschten Schlangen und Taranteln die bedauerliche Gewohnheit haben, sich in die Häuser einzuschleichen und ohne Zweifel auch keinen Wagen respektieren. Man konnte daher befürchten, daß die Belle-Roulotte ihren unliebsamen Besuch erhalten werde.
Mit welcher Sorgfalt man demzufolge abends unter Betten und Möbeln, in Ecken und Winkeln nachsah! Napoleone stieß manchen durchdringenden Schrei aus, wenn sie eines jener garstigen Tiere zu erblicken glaubte; in jedem Endchen gewundenen Seiles sah sie eine Klapperschlange, wenngleich dasselbe keinen dreieckigen Kopf zur Schau trug. Und das Entsetzen, das sie empfand, wenn sie im Halbschlummer ein klapperndes Geräusch zu vernehmen glaubte! Und um die Wahrheit zu sagen, war Cornelia nicht viel zuversichtlicher als ihre Tochter.
»Zum Teufel!« rief ihr Mann eines Tages, die Geduld verlierend, aus; »zum Teufel mit den Schlangen, welche den Frauen Furcht einjagen, und mit den Frauen, die sich vor Schlangen fürchten! Unsere Mutter Eva war tapferer und unterhielt sich sogar ganz gern mit ihnen!«
»O!... das war im Paradiese!« antwortete das kleine Mädchen.
»Und sie hätte auch besseres thun können!« fügte Frau Cascabel hinzu.
Auch Clou war während der nächtlichen Raststunde besorgt. Anfangs wollte er große Feuer anzünden, zu denen die Wälder den nötigen Brennstoff geliefert hätten; aber Jean gab ihm zu bedenken, daß der Feuerschein zwar die Schlangen verscheuchen, die Taranteln hingegen anziehen dürfte.
Kurz, die Familie fühlte sich nur in den wenigen Dörfern ruhig, in denen die Belle-Roulotte übernachtete und wo die Gefahr natürlich viel geringer war.
Übrigens lagen die kleinen Marktflecken nicht sehr weit auseinander; so z. B. Canonville am Cow-Creek, Roseburg, Rochester, Youcalla, wo Herr Cascabel noch einige Einnahmen erzielte. Da er schließlich mehr verdiente als er ausgab, indem die Prairie ihn mit Gras für seine Pferde, der Wald mit Wild für seine Küche, die Flüsse mit vortrefflichen Fischen für seinen Tisch versahen, so kostete ihm die Reise eigentlich nichts. Und der kleine Schatz vermehrte sich. Aber ach! wie weit er hinter den in den Pässen der Sierra Nevada gestohlenen zweitausend Dollars zurückblieb!
Wenn die kleine Truppe indessen schließlich von den Bissen der Klapperschlangen und Taranteln verschont blieb, so wurde sie dafür auf andere Weise[48] heimgesucht. Es geschah dies wenige Tage später, – so viel verschiedene Mittel hat die freigebige Natur ersonnen, die armen Sterblichen auf dieser Erde zu Grunde zu richten!
Auf seiner Fahrt durch die Länderstrecken von Oregon war der Wagen soeben an Eugène-City vorübergekommen. Dieser Name hatte großes Vergnügen erregt, da sein französischer Ursprung auf der Hand lag. Herr Cascabel hätte jenen Landsmann, jenen Eugène, kennen mögen, der zweifelsohne als einer der Gründer des genannten Marktfleckens anzusehen war. Es mußte ein wackerer Mann gewesen sein; und wenn sein Name auch nicht unter den modernen Namen französischer Herrscher, eines Karl, Ludwig, Franz, Heinrich, Philipp... und Napoleon figurierte, so war er darum doch nicht minder französisch – gut französisch.
Nachdem sie in den Städten Harrisburg, Albany und Jefferson Halt gemacht, ging die Belle-Roulotte vor Salem, der am Ufer der Villamette gelegenen ziemlich bedeutenden Hauptstadt von Oregon, vor Anker. Man schrieb den 3. April.
Herr Cascabel gönnte den Seinen eine vierundzwanzigstündige Ruhe, – wenigstens als Reisenden, denn der große Platz des Fleckens diente den Künstlern zur Bühne, und eine schöne Einnahme entschädigte sie für ihre Anstrengungen.
In ihrer freien Zeit gingen Jean und Xander, da der Fluß ihnen als sehr fischreich beschrieben wurde, dem Vergnügen des Fischens nach.
Aber in der folgenden Nacht empfanden Eltern und Kinder solches Jucken am ganzen Körper, daß sie sich fragten, ob sie nicht etwa die Opfer irgend eines Scherzes geworden seien, wie sie noch heute bei Dorfhochzeiten vorkommen.
Und wie groß war ihr Erstaunen, als sie einander am folgenden Morgen betrachteten!...
»Ich bin so rot wie eine Indianerin des Far West!« rief Cornelia.
»Und ich bin ganz geschwollen!« rief Napoleone.
»Und ich bin vom Kopf bis zu den Füßen mit Blasen bedeckt!« rief Clou-de-Girofle.
»Was bedeutet das?« fügte Herr Cascabel hinzu. »Herrscht hier im Lande die Pest?«
»Ich glaube, ich weiß, was es ist,« antwortete Jean, indem er seine mit rötlichen Flecken bedeckten Arme betrachtete.
»Was denn?...«
»Wir sind von der Yedra angesteckt, wie die Amerikaner es nennen.«
»Hol der Teufel deine Yedra! Laß sehen: wirst du uns sagen, was das bedeutet?«[49]
»Die Yedra, Vater, ist eine Pflanze, die man, wie es scheint, bloß zu berühren, zu riechen, ja, auch nur zu sehen braucht, um allen durch sie verursachten Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu sein. Sie vergiftet aus der Entfernung...«
»Wie?... wir sind vergiftet?« fiel Frau Cascabel ein; »vergiftet!...«
»O, fürchte nichts, Mutter,« beeilte sich Jean zu erwidern. »Wir werden mit einigem Jucken und vielleicht ein wenig Fieber davonkommen.«
Die Erklärung war richtig. Diese Yedra ist eine ungesunde, außer ordentlich giftige Pflanze. Wenn der Wind den fast unsichtbaren Samen dieser Staude verweht und die Haut in die geringste Berührung damit kommt, so wird sie rot und bedeckt sich mit Blasen und Ausschlag. Ohne Zweifel waren Herr Cascabel und die Seinigen in den vor Salem gelegenen Wäldern in eine Yedra-Strömung hineingeraten. Aber schließlich dauerte der Ausschlag, der ihnen allen großes Unbehagen verursachte, nicht länger als vierundzwanzig Stunden.
Am 5. April verließ die Belle-Roulotte Salem; sie trug eine klägliche Erinnerung an die waldigen Ufer der Villamette mit sich fort – obgleich dieser Flußname hübsch ist und in französischen Ohren einen guten Klang hat.
Die Familie passierte Fairfield, Canemah, Oregon-City, Portland, die bereits bedeutendere Städte sind, und erreichte am 7. April ohne weiteres Mißgeschick die Ufer der Kolumbia und damit die Grenze jenes Staates Oregon, den sie in einer Länge von hundertundfünfzehn Meilen durchzogen hatte.
Gegen Norden dehnte sich das Gebiet von Washington aus. Der östlich von der Reiseroute der Belle-Roulotte gelegene Teil ist gebirgig. Dort entwickeln sich die Verzweigungen der als Cascade-Ranges bekannten Bergkette, mit Gipfeln wie der neuntausendsiebenhundert Fuß hohe Mount St. Helena, sowie Mount Baker und Mount Bainer, die beide elftausend Fuß hoch sind. Die Natur scheint, nachdem sie sich von den Küsten des Atlantischen Oceans bis hierher in langen Ebenen erschöpft hat, ihre ganze Hebekraft aufzubieten, um die den Westen des neuen Festlandes bedeckenden Berge emporzutürmen. Wollte man diese Gebiete dem Meere vergleichen, so könnte man sagen, daß die bisher ruhige, gleichmäßige, schlummernde Flut hier wild und ungestüm wird und hohe Wogenkämme emporwirft.
Jean machte diese Bemerkung und der Vergleich gefiel seinem Vater ungemein.
»So ist es, so ist es in der That!« antwortete er. »Auf das schöne Wetter folgt Sturm. Pah! unsere Belle-Roulotte ist festgefügt! Die wird keinen Schiffbruch erleiden. Zu Schiffe, Kinder, zu Schiffe!«
Und man schiffte sich ein, und das Fahrzeug verfolgte seinen Kurs durch die wogende Gegend. Bald begann auch das Meer – um den Vergleich fortzusetzen – sich zu glätten! und dank den Bemühungen der Mannschaft entging die Arche Cascabel den schlimmsten Gefahren. Wenn sie auch manchmal ihre Geschwindigkeit mäßigen mußte, so gelang es ihr doch wenigstens, die Klippen zu umschiffen.
Dann fand sie auch in allen Marktflecken, in Kalmera, in Monticello, eine gute und sympathische Aufnahme. Desgleichen in den Forts, die eigentlich nur als militärische Wachtposteli zu betrachten sind; sie[50] besitzen keine Mauern,[51] höchstens Pallisaden; aber ihre kleinen Besatzungen genügen doch, die das Land durchstreifende Indianertrupps im Zaume zu halten.
Die Belle-Roulotte wurde denn auch weder von den Chinoux noch von den Nesquallys behelligt, als sie sich durch das Walla-Walla-Land wagte. Wenn diese Indianer abends das Lager umschwärmten, so bekundeten sie keinerlei böse Absicht. Was sie in die höchste Verwunderung versetzte, das war John Bull, dessen Grimassen ihre Heiterkeit erregten. Sie hatten noch nie einen Affen gesehen und hielten diesen ohne Zweifel für ein Mitglied der Familie.
»Ei, jawohl!... Es ist mein kleiner Bruder!« sagte Xander zu ihnen, was entrüstete Proteste seitens der Frau Cascabel zur Folge hatte.
Endlich erreichte man Olympia, die Hauptstadt des Staates Washington, und dort wurde »auf allgemeines Verlangen« die letzte Vorstellung der französischen Truppe in den Vereinigten Staaten gegeben. Nicht weit davon erstreckte sich die äußerste Grenze der Konföderation im Nordwesten Amerikas.
Jetzt führte der Weg längs der Küste des Stillen Oceans oder vielmehr längs jener zahlreichen, regellosen »Sounds« dahin, welche durch die großen Inseln Vancouver und Queen-Charlotte geschützt sind.
Nachdem man das Städtchen Stellakööm passiert hatte, mußte man die Pagget-Sounds umgehen, um das an der Meerenge zwischen den Inseln und dem Festlande gelegene Fort Bettingham zu erreichen.
Dann kam der Wachtposten Whatcome mit dem in die Wolken des Horizonts ragenden Mount Baker, und der Posten Srimiahmoo am Rande der Georgia Strait.
Endlich, nachdem sie von Sakramento aus gegen hundertfünfzig Meilen zurückgelegt, gelangte die Belle-Roulotte am siebenundzwanzigsten April an die gegenwärtige, im Frieden von 1817 festgesetzte Grenze von Britisch-Kolumbia.
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