33. Freundschaftsbund

[270] 1787.


Im Hut der Freiheit stimmet an

Voll Ernst der Freundschaft Lied!

Der ist, bei Gott! kein Ehrenmann,

Dem hier sein Herz nicht glüht!

Die Freundschaft stärkt in Freud' und Not,

Und folgt durch Leben und durch Tod!


Erbarmend sah des Lebens Müh

Der Menschen Vater, schwieg,

Erschuf die Freundschaft, wog; und sieh,

Des Elends Schale stieg.

Da sprach der Vater: Es ist gut!

Und alles Leben hauchte Mut.


Wohlthun und Wohl empfangen, lehrt

Ein allgemeiner Bund.

Im Kerker ist die Spinn' uns wert,

Auf öder Flur ein Hund,[270]

Ein Hühnchen, das gerufen kam,

Und Brot aus unsern Händen nahm.


Doch selig, teilt ein Menschenherz,

Verständig, gut und treu,

Voll Mitgefühls in Freud' und Schmerz,

Des Lebens Mancherlei:

Ein Freund, der sanft mit Rate nützt,

Und abends traulich bei uns sitzt!


Ach ohne Freund ist öd' und stumm

Das schönste Vaterland!

Doch blühen heißt Elysium

Ein Freund aus dürrem Sand!

Er schmaust mit uns auf grobem Zwilch,

Und würzt durch Liebe Frucht und Milch.


Einmütig hält auf Recht und Pflicht,

Und handelt, Freund und Freund;

Doch trägt man gern, und quält sich nicht,

Was jeder glaubt und meint.

Der zieht den Duft der Rose vor,

Der andre liebt den Nelkenflor.


Gedank' und That, und Ehr' und Glück

Vertraut man ohne Hehl;

Auch Schwachheit schaut des Freundes Blick:

Ihn irrt kein leichter Fehl.

Selbst herber Gram an Freundesbrust

Verweint sich bald in süße Lust.


Ein Herz und eine Seele sei

Mit seinem Freund der Freund:

Liebreich und wahrhaft, mild und frei,

In Fern' und Tod vereint!

Einst bringt, wer früher starb, in Glanz

Dem Brudergeist den Palmenkranz!
[271]

Entblößt das Haupt, ihr Freund', und weiht

Der Freundschaft diesen Trank!

Ihr toten Freunde, hört den Eid,

Einstimmend zum Gesang;

Und tröstet armer Fürsten Los,

Die nie des Freundes Arm umschloß!


Wir schütteln herzlich uns die Hand,

Und teilen Freud' und Not!

Sei dieser Kuß der Freundschaft Pfand

Durch Leben und durch Tod!

Wie David seinen Jonathan,

Und Voß dich, Stolberg, liebgewann!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 49, Stuttgart [o.J.], S. 270-272.
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