Zur Verlobung

[430] Das Herz so voll, der Kopf so leer,

Ich finde nichts als Worte;

Sie tanzen auf, sie taumeln her,

Und stets am falschen Orte.


Das findt sich nicht, das reimt sich nicht;

Nur wirre Klagetöne.

Das gibt mir ewig kein Gedicht

An dich, du schlanke Schöne.


Du siehst, ich red auch nur von mir,

Statt deiner zu gedenken,

Wünsch weder Glück noch Segen dir,

Ich wollte dich beinah kränken.


Ich wollt ... o Gott, nun geht's nicht mehr,

Mein Aug' quillt mächtig über:

Ich wollt, daß ich ein andrer wär

Und dir ein wenig lieber.[430]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 430-431.
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Die vier Jahreszeiten
Die vier Jahreszeiten: Gedichte (insel taschenbuch)