Mein Käthchen

[432] Mein Käthchen fordert zum Lohne

Von mir ein Liebesgedicht.

Ich sage: Mein Käthchen verschone

Mich damit, ich kann das nicht.


Ob überhaupt ich dich liebe,

Das weiß ich nicht so genau.

Zwar sagst du ganz richtig, das bliebe

Gleichgültig; doch, Käthchen, schau:


Wenn ich die Liebe bedichte,

Bedicht ich sie immer vorher,

Denn wenn vorbei die Geschichte,

Wird mir das Dichten zu schwer.[432]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 432-433.
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