Gott und Welt

[444] Ich bin ein Mensch von Fleisch und Blut,

Ich fange keine Grillen;

Ich kann des Fleisches Durst so gut

Wie den der Seele stillen.


Ich schwinge brünstig mich empor

Zu Gott in schwacher Stunde;

Und werd ich stark, heb ich den Flor

Von heiliger Todeswunde.


Weit öffnet sich der Arme Paar

Gleich hellen Tempelpforten;

Ich knie schluchzend am Altar,

Ich bete nicht in Worten.[444]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 444-445.
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