Waldweben

[515] Zwischen duftigen Büschen

Stieß ich auf einen Quell;

Meinen Mund zu erfrischen,

Dünkt er mich rein und hell.


Als ich mich satt getrunken,

Träumend wankt ich zur Stadt,

Bin aufs Lager gesunken,

Fiebernd und todesmatt.


Hat kein Arzt sich gefunden,

Dessen Kunst mich geheilt;

Werd auch nimmer gesunden,

Bis mich der Tod ereilt. –


Ei du mein durstiger Knabe,

Streife nicht durchs Gebüsch;

Bleib bei der Mutter und labe

Fromm dich am Kaffeetisch.[515]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 515-516.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die vier Jahreszeiten
Die vier Jahreszeiten: Gedichte (insel taschenbuch)