Funffzehnder Aufftrit.


[105] Bardassa, Bravo, Piccone.


BRAVO. Wie so alleine mein Liebgen?

BARDASSA. Und wie so langsam jhr lieben Hertzen?

PICCONE. Kan man doch vor Blut-vergiessen nicht dazu kommen / daß man sich der guten Freunde erinnern könte.[105]

BARDASSA. Ey so haben gleichwohl meine Herrn diesen Tag Blut vergossen?

BRAVO. Ja meines Handwercks bin ich ein Rothgiesser; und wäre die Arbeit etwas langsamer an uns kommen / so möchten wir die Ehre nicht haben / so einer Galanten Person auffzuwarten.

PICCONE. Unserm Herrn Obersten war das Brod gebacken.

BRAVO. Doch die Galgenvögel haben sieh daran zu tode gefressen.

PICCONE. Nun werden sich andere daran spiegeln.

BRAVO. Und nun werden wir desto muthiger seyn / wenn uns ein artiges Frauen-Zimmer mit guter Affection begegnen wird.

BARDASSA. Nicht so muthig / mein Herr: die Feinde sind noch nicht alle todt.

BRAVO. Das weiß ich wohl / daß die Caraffische Familie noch nicht vertilget ist / und daß wir noch manchen Halß werden zerbrechen müssen / ehe die Sache mit dem Volcke zu einem guten Ende gedeyen wird. Doch vor itzo werden die Wiedersacher schon etwas schüchtern seyn.

BARDASSA. Wüste mein Herr so viel / als ich weiß / so würde er vielleicht seine Courage etwas wohlfeyler geben.

BRAVO. Ich habe mein Hertze längst mit dem jhrigen getheilet / so wird sie auch dieses Geheimnis nicht allein vor sich behalten.

BARDASSA. Es geschieht aus Liebe / daß ich verschwiegen bin.

BRAVO. Und ich muß an der Liebe zweifeln / wenn die Sache bey mir verschwiegen wird.

BARDASSA. Er ist mir zu lieb; Und ich weiß / wenn ich meine Gedancken sagen solte / so hätte ich eine Leiche im Hause.

BRAVO. Wer mich kennet / der kan mir dieses nicht schuld geben / daß ich vom Erschrecken sterben solte.

BARDASSA. Die Worte sind gut: aber wenn ich keine Leiche im Hause haben wil / so muß ich doch schweigen.

BRAVO. Mein Kind / sie gebrauche sich doch der Complimente /[106] darauff ich antworten kan: Denn ich weiß nicht / wie sich die Sprache verändert.

BARDASSA. Jhr liebsten Freunde / was soll ich euch viel aufhalten? der Hertzog von Caraffa hat seine Zuflucht zu mir genommen / und steckt in meinem Bette verborgen.

BRAVO. O ich unglückseliger Mensch! wie vergebens hab ich mit meiner Einbildung gespielet! Wo Fürsten und Herren das Bette beschreiten / da wird ein armer Cavallier von Fortun meines gleichen wenig zu geniessen haben.

BARDASSA. Mein Kind beliebet zu schertzen. Ich kan es mit guten Gewissen sagen / daß ich den lieben Herrn nicht gekandt habe. Damit jhr auch seht / daß mir an der Affection von meines gleichen mehr gelegen ist / so mögt jhn nach eurem Gefallen sieden oder braten.

BRAVO. Bruder / davon müssen die unsrigen Nachricht haben.

PICCONE. Ich wil genung Volck zusammen bringen. Mich düncket im Bette wird ihm ziemlich warm seyn / wo er auff die Gassen komt / so wird er auff den hitzigen Paroxismum in wenig Stunden das Kalte bekommen.


Geht ab.


BARDASSA. So werd ich Ursache an einem Todtschlage seyn.

BRAVO. Der Todschlag ist ehrlich / welcher dem Volcke zum besten geschiehet. Ein solcher Verräther ist nicht werth / daß jhn die Sonne länger bescheinen soll.

BARDASSA. So darff er nicht gehencket werden / sonst möcht jhn die Sonne mehr bescheinen / als wenn er seinen Fürstlichen Pallast bewahrete.

BRAVO. Meine Liebste suchet mich auf allen Seiten zu vexieren: allein ich hoffe / die Reihe wird auch an mich kommen.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 105-107.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Masaniello
Masaniello: Trauerspiel
Masaniello
Masaniello