Siebender Aufftrit.


[128] Elisa, Laura, Flavio, Roberto.


FLAVIA. Ich halte / jhr Weiber seyd närrisch worden.

ROBERTO. Und ich halte / jhr habet euch so hoch aufgeschürtzt / daß wir die Röcke sollen vor Hosen ansehen.

FLAVIA. Ich habe meine Wache gegen den Hafen zu verrichten müssen / und da ich zu Hause komme / so find ich eine umgekehrte Welt.

ROBERTO. Wie steht jhr so beschämt? es ist ja sonst der Weiber Gebrauch nicht / daß sie den Männern die Antwort lange schuldig bleiben.

ELISA. Ach wir schämen uns.

ROBERTO. Jhr seyd Ursache dran.

ELISA. Gefehlt / mein lieber Schatz; Es ist ein Befehl da.

LAURA. Ich weiß nicht / wo sich ein verfluchter Bandit in Weiber Kleider verstecket hat: nun sollen wir uns alle schürtzen / so kan zum wenigsten niemand einen Degen darunter verbergen.

FLAVIA. Was alle Leute thun müssen / daß bringt uns keine Schande.

ELISA. Endlich ist es gut / daß die Adlichen Personen so wohl jhre Röcke entweder ablegen / oder doch in Höhe schürtzen müssen.

LAURA. Ja mein liebster Schatz / wenn ich an meinem Braut-Tage so aufgezogen wäre / hätten wir nicht sollen ein schönes Paar mit einander seyn?

ROBERTO. Wil ich doch ein frommes Weib lieber geschürtzt / als ein böses Thier in der Schleppe haben.

ELISA. Wir haben das Unglücke einmahl auf dem Halse / wir müssen nur selber damit schertzen.

FLAVIA. Ach es ist kein Unglück. Man solte der Freyheit halber solche Röcke tragen.[129]

LAURA. Das war ein Wort: der Freyheit halben wolt ich meinen Rock gar ausziehen.

ELISA. Und ich wolte meine Schlaff-Mütze mit in die Kirche nehmen.

LAURA. Ich wolte mir lassen eine Cordawanische Schaube machen / wenn ich nur keinen Zoll vor das Brodt geben dürffte.

ELISA. Und ich wolte mir die Beine biß an die Knie- Kehle schwärtzen lassen / wenn ich mich mit den Meinigen an einer Mahlzeit mit einem Brodte vor drey Pfennige behelffen könte.

LAURA. Heysa / dazu gehöret ein Tantz. Viel Glückes zu unserer Freyheit! Kurtze Röcke und keine Contribution, das ist unsere Losung.

ELISA. Heysa / wo ist der Spielmann / der mir eines auffiedelt? mich dünkt immer die Zeiten sind besser / da uns um die Beine was leichter wird.

FLAVIA. So recht jhr Weiber / man muß bey dem itzigen Zustande lustig seyn.

ROBERTO. Unsere Freyheit wird gebohren / und an dem Geburts-Tage muß man in freyer Kleidung erscheinen. Komt herein / der erste Spielman / der uns begegnet / der sol uns Gelegenheit geben / unsere Lust in den kurtzen Röcken zu probiren.

ELISA. Itzund bin ich meinem Manne gehorsam / jhm zugefallen tantz ich mit.

LAURA. Ich bin noch gehorsamer / jhm zugefallen trinck ich mit.

ROBERTO. Das ist ein Ausbund frommer Weiber. GOtt geb / daß die Rebellion fein lange wehret.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 128-130.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Masaniello
Masaniello: Trauerspiel
Masaniello
Masaniello