Vierzehnder Aufftrit.


[141] Villanella, Pasqvella, Zeppa in gläntzender Kleidung.


PASQVELLA. Ich leid es nicht.

ZEPPA. Je was denn Frau Schwägerin?

PASQVELLA. Nun es mag draus werden / was da wil / ich leids nicht.

ZEPPA. Hertze Frau Schwägerin / erzürnet euch nicht / sagt mir lieber / was vor unleidliche Sachen vorgehen.[141]

VILLANELLA. Frau Tochter / ich verdenck euch nicht. Ich wils nur sagen / mein Sohn wil sein Ampt übergeben / und wil wieder ein Fischer werden.

PASQVELLA. Ach ist das nicht Unglück / ich bin eine grosse Frau worden / und soll nun so tieff in den Qvarck hinein fallen / als ich heraus gekrochen bin.

VILLANELLA. Gebt euch zufrieden / Frau Tochter / zu ungeschehenen Sachen läst sich ein guter Rath gebrauchen.

PASQVELLA. O der gute Rath ist verdorben / wo er seinen Starr-Kopff einmahl aufsetzt.

VILLANELLA. Nun jhr lieben Weibergen versuchet / wie weit jhrs bringen könnet.

PASQVELLA. Ach wie sanffte that mirs / da mir des Vice-Roy seine Gemahlin einen Samtenen Stuhl setzen ließ.

ZEPPA. Und wie niedlich schmeckte das Confect / das sie uns auftrug.

PASQVELLA. Ich fresse nicht Confect vor der Ehre / daß ich in einer Carethe fahren durffte.

ZEPPA. Und es war / deucht mich / gar zu fein / daß so viel hübsche Diener neben her lieffen.

PASQVELLA. Ach wie fein stehts / wenn ich itzt in den Ducaten mähren kan.

ZEPPA. Güldene Müntze ist gar beqvem / man bescheißt die Finger nicht so dran / als am Kupffer- Gelde.

PASQVELLA. Wer kan itzund den Weibern zu Neapolis Gesetze vorschreiben / als ich?

ZEPPA. Und wem steht es besser an / güldene Stücke zutragen / als eben uns?

PASQVELLA. Aber wem würde nun das Fischer- Leben banger thun / als eben uns?

ZEPPA. Nun haben wir Zeit / daß wir auff gute Mittel bedacht seyn / ehe die Ehre wieder zu Wasser wird.

PASQVELLA. Wir wollen bitten / und wo mein Herr auf der Laune ist / so wollen wir so was vors Hauß mit fluchen.[142]

ZEPPA. Wenn es hülffe / wolt ich gar darzu singen.

VILLANELLA. Ach jhr jungen Narren / wenn jhr den gantzen Tag mit solchen Narren-Possen zu brächtet / so wäre der Zweifels-Knoten noch nicht auffgelöset. Seht da komt ein ehrlicher Mann her / dem ist auch was dran gelegen / und der wird sich nimmermehr in den Qvarck herunter stossen lassen.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 141-143.
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