Dritter Auffzug.

[8] Die Vorigen. Lars, der Haußknecht / erstlich hinter der Scene.


LARS. Wer ist denn da? Wo das Pochen lange währet / so kriegen wir morgen eine neue Haußthüre.

EBBE. Guten Abend / guter Freund.

LARS. Ey was hudeln wir uns um deinen guten Abend / ein andermahl komm / wenns Tag ist.

EBBE. Seyd doch gebeten / und macht auff.

LARS. Seyd doch gebeten und bleibt draussen / die Gäste die wir gerne sehen / die müssen zeitlich kommen.

EBBE. Ihr müst mir auffmachen / sonst klopff ich noch einmahl.

LARS. Ich habe wohl eine Kunst davor / daß dir das Klopffen soll verboten werden.

EBBE. Hertze Gevatter / pocht doch ihr / vielleicht habt ihr eine glückseeliger Hand.

PUSE. Ja / da wäre ich ein Narr / daß der Haußknecht seine Kunst an mir probiren solte / wollen sie mich nicht nein lassen / so bleib ich haussen.

BRÜTTE. Ich dachte nicht so / wiltu nicht / so mustu.


Sie klopffen sehr.


LARS. Wer kömmt denn nu wieder?

BRÜTTE. Wir stehen noch da / macht doch auff.

LARS. Wartet biß Tag wird / da ist der Thorweg wieder offen.

BRÜTTE. Der Haußknecht hat noch nicht gefreyt / er weiß gewiß nicht / was ehliche Liebe vor Gewalt hat / wäre mein Mann nicht drinne / ich wolte nicht viel Wesens machen. Sie klopfft noch einmahl.

LARS kömmt heraus. So muß ich gleichwohl sehen / wer mir das Hauß stürmen will. Wer hat gepocht?

EBBE. Lieber Haußknecht / eine von uns dreyen wirds wohl gewesen seyn / aber ich weiß nicht welche.[9]

LARS. Ihr vollen Bestien / habt ihr euch anderswo einen Rausch gesoffen / so last euch auch das Nacht-Qvartier geben.

EBBE. Ach wir seyn so nüchtern / als wir heute von unsern Ehemännern auffgestanden seyn.

LARS. O ich kenne viel Raabenäßer / die sich einen Rausch trincken / der 8. Tage nach einander währt / drum packet euch fort / ehe ich böse werde / wenn mir die Lauß über die Leber läufft / so werd ich grimmig.

EBBE. Und wenn mir ein Floch in die Hertzgrube hopffet / so wird mir ängstlich. Last ihr mich ins Hauß / so dürffen wir uns nicht zancken.

LARS. Wenn ich aber nicht will / so muß ich wohl zancken.

PUSE. Hört doch / ich will euch alles miteinander sagen.

LARS. Ich kan nicht da stehen / und meine Sachen versäumen / da geht in die Gasse dort nüber / da redet so lange biß ihr satt habet.

PUSE zeucht ihn zurücke. Ihr müst auch wohl hören. Denn wen soll ich sonst fragen / ob mein Mann drinne ist / ich höre gleichwohl Bauern drinne schreyen / und wenn mein Mann darbey ist / nach wen soll ich lieber fragen / als nach meinen Eheschatze?

LARS ad Spect. Botztausend die Weiber kommen / und wollen ihre Männer heimholen / das wird ein fein Spectacul werden / ich muß sehen / daß ich die Kurtzweile nicht verderbe.

PUSE. Nu wie wirds? Ists bald richtig / daß wir darnach sehn sollen / was unsre Männer machen?

LARS. Ja es ist richtig / aber hört / was hab ich davon! Wenn eure Männer nicht darbey seyn?

PUSE. Das hab ich darvon / daß ich noch einmahl frage. Wir drey Weiber werden ja so einen schabigten Haußknecht bezwingen.


Sie pochen alle drey.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 8-10.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der niederländische Bauer
Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer