Die Einfalt

[37] Unter Rosen und Jesminen

Fand den letzten Frühlingstag

Mops die Chloe, die im Grünen

Ueberrascht vom Schlummer lag:

Weste spielten mit dem Kleide,

Und des Busens leichten Flor:

Und der Gott der Lieb und Freude

Guckt aus jedem Strauch hervor.


Mops wirft neben ihr sich nieder,

Kneipt sie, bis er sie geweckt:

Sie seufzt, schmählet, seufzet wieder,

Fragt, warum er sie erschreckt?

»Weißt du, was du mir versprochen?«

Ruft Mops; »jetzund halt es fein!

Es sind, dünkt mir, schon vier Wochen; – –

Gelt? so lange muß es seyn?«
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Chloe wundert sich der Fragen,

Lächelt ja, und saget: Nein!

Ich? versprochen? kannst du sagen!

Glaube mir, es kann nicht seyn.

O, ruft Mops, wollt ich nur schwören

Doch Amynt belauscht uns ja:

Gleich sollst du es selber hören;

Ja, ich such ihn, warte da.


Nein, ich will ihn lieber suchen,

Sagte Chloe, warte du,

Und sie lief den stillen Buchen,

Wo Amyntas weidet, zu.

Mops bleibt voll Erwartung stehen;

Doch, wie lange wartet er?

Man würd ihn noch warten sehen,

Wenns nicht Nacht geworden wär.

Quelle:
Christian Felix Weiße: Scherzhafte Lieder, Leipzig 1758, S. 37-39.
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