Die Rose

[89] Mutter und Tochter.


Mutter.


Wo ist die schöne Rose hin,

Die ich dir vorhin gab?

Halb aufgeblüht brach ich sie diesen Morgen ab:

Sie war des Frühlings letzte Zier,

Die schönst am Stock, und doch gab ich sie dir!

Sag mir: wo ist sie hin?


Tochter.


Da kam mir Damon in den Lauf:

(Ihr wißt es, er ist schön!)

Er bat entzückt darum, so bald er sie gesehn:

Er küßte sie, und bat recht sehr.

Ich dacht – – Je nun, wie? wenn ich sie verlöhr?

Und er – – er hebt sie auf.

Quelle:
Christian Felix Weiße: Scherzhafte Lieder, Leipzig 1758, S. 89-90.
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