Der Leichenspruch des Geizigen

[167] Als einmal Marcus schlummernd saß

Und in dem Buch der Weisheit las

Den Spruch: »Wer einen Freund find't findet einen Schatz«.

So rief er: Diesen edeln Satz,

Den wähl' ich mir zum Leichenspruch!

Und schrieb ihn in sein Tafelbuch.

Doch ich, indem er schrieb, verspürte,1

Daß er, den Geiz und Schlaf verführte,

Als dienten diese Wort' in seinen Kram, gemeint;

Er schrieb: »Wer einen Schatz find't, findet einen Freund«.

Fußnoten

1 verspürt. Im folg. V.: durch G. und Schl. verführt.


Quelle:
Auserlesene Gedichte von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Wernike, Friedrich Rudolf Frhr. von Canitz, Christian Weise, Johann von Besser, Heinrich Mühlpforth, Benjamin Neukirch, Johann Michael Moscherosch und Nicolaus Peucker, Leipzig 1838, S. 167-168.
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