An Amaryllis

[176] Die Tugend wird zwar meist verlacht;

Doch deine theure Schönheit macht,

Daß jene man auch in dir preist.

Die Schönheit fällt zwar oft in's Netz;

Doch deiner Tugend streng Gesetz

Beschützet das, was jene weist.

Es fällt die Welt dem Zeugniß bei,1

Das dir mein schwacher Mund itzt giebt:

Man lobt dich ohne Heuchelei,

Wie man dich ohne Hoffnung liebt.

Fußnoten

1 Die Welt fällt dem Gezeugniß bey.


Quelle:
Auserlesene Gedichte von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Wernike, Friedrich Rudolf Frhr. von Canitz, Christian Weise, Johann von Besser, Heinrich Mühlpforth, Benjamin Neukirch, Johann Michael Moscherosch und Nicolaus Peucker, Leipzig 1838, S. 176.
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