Eitelkeit weltlicher Lust' und Ehren

[196] Daß eine Fürstinn mich umfing mit heißen Küssen,

Und mich ein König Freund und Grafen gnädig hießen, –

Das träumt' ich. Mein Gemüth war durch die Lust zerstört,

Ich schmeckte, was ich fühlt', und fühlte, was ich hört'.[196]

Als aber ich erwacht' und nach den sanften Zeichen

Der ungewohnten Küss' auf meinen Lippen sucht',

Auch den entwich'nen Schall der Titel in der Flucht

Durch mein verwöhnt Gehör gedachte zu erreichen,

Da war so wenig hier zu hören und zu sehn,

Als wenn, was ich geträumt, wär' in der That geschehn.

Quelle:
Auserlesene Gedichte von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Wernike, Friedrich Rudolf Frhr. von Canitz, Christian Weise, Johann von Besser, Heinrich Mühlpforth, Benjamin Neukirch, Johann Michael Moscherosch und Nicolaus Peucker, Leipzig 1838, S. 196-197.
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