[263] Konrad kommt durch die Mitte.
SCHWALBE.
Es is unser Junker Konrad.
AGNES.
Mutter, blick' auf!
GERTRUD wendet sich.
Der Heiland! Unser Herr!
O gnäd'ger Herr, o gnadenreicher Herr!
Fällt ihm zu Füßen.
[263]
KONRAD.
Frau Trude Wins? und Jungfrau Agnes? Ihr?
Zu Schwalbe.
Liegt Thomas Wins denn immer noch gefangen?
GERTRUD.
Noch immer! Ja! Gott segne Eure Lippen
Für diese Frage! Herr, ein alter Mann,
Ein armer Mann! Mühsal und Not und Arbeit,
Das war sein Leben bis zum heut'gen Tag.
Und jetzt, am Ende seiner alten Tage,
Da andre rasten von des Lebens Müh',
Im Kerker wie ein Dieb und schlechter Mann!
Herr, Herr, ich habe Tränen nie verschwendet,
Ein Leben, wie das unsrige, macht hart –
Doch es gibt Stunden, die man nicht erträgt!
Da weint man Blut! O hört! O fühlt! O rettet!
KONRAD.
Ihr armen Frauen, Ihr unglücklichen.
Steht auf, Frau Trude.
AGNES kniet neben ihr nieder.
Nein, ich knie mit ihr;
Konrad von Quitzow, rettet meinen Vater!
KONRAD.
Ich bin nicht der Gebieter seines Schicksals;
Nur für ihn bitten kann ich. Auf, steht auf,
Das will ich tun.
GERTRUD ergreift und küßt seine Hand.
Die Hand –
KONRAD.
Nicht also – laßt –
GERTRUD.
Die Hand, daß ich sie küsse, diese Hand!
Sie ist so jung und dennoch heilt sie Wunden
Wie das erfahrene Alter. Sprecht für uns –
Armut hat keine Stimme, die man hört,[264]
Armut hat keine Hand, um sich zu helfen,
Sie hat nur Fleisch und Bein, um Schmerz zu fühlen,
Wenn man zu Tod sie tritt – und das tut weh –
O bitter, Herr – o bitter, Herr –
KONRAD.
Ich weiß es.
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Die Quitzows
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