Dämmerstündchen

[23] Dämmerstündchen im frostigen Winter,

Dämmerstündchen im traulichen Stübchen ...

Wenn da draußen über den harten

Knarrenden Schnee ein kragenvermummter

Mann mit dampfendem Atem eilt,

Ohren und Nase rotgezwickt ...

Wolkig umhüllt, mit Schnauben und Stampfen

Ziehn zwei Pferde den wuchtigen Wagen ...

Und der Schusterjunge im Schurzfell

Trabt und haucht in die klamme Hand ...

Rötlich strahlt die Straßenlaterne;

Über dem schneebelasteten Hausdach

Blinzelt der Abendstern.


Dämmerstündchen im frostigen Winter,

Dämmerstündchen im traulichen Stübchen ...

Wärme strahlt der gewaltige Ofen,

Muntre Flammen durchäugeln den Spalt;

Und ich dehne behaglich die Glieder,

Lausche dem lieblich summenden Singsang

Des melodisch sinnigen Kessels;

Hitzig brät indessen der Apfel,

Den lieb Mütterchen mir verehrte.

Fernher klingelt ein Schlitten – fernhin;

Und die ruhige Seele träumt.

Quelle:
Bruno Wille: Einsiedler und Genosse. Berlin 1894, S. 23-24.
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