Regenflüstern

[60] Trüber Tag; die Traufe wimmert,

Tropfen rasseln an die Scheiben.

Brausend im Novemberwinde

Wanken dunkle Eiben.


Regensatte Wege formen

Wasserspiegel, drin die grauen

Wolken ihr verweintes Antlitz

Zittrig trübe schauen.


Über welkem Laub im Garten,

Krank gezaust das Köpfchen, trauert

Eine späte bleiche Rose,

Schmerzlich süß durchschauert.


Schmerzlich süß, vom Regenflüstern

Eingelullt, im schaurig herben

Sturme, eine stumme Blume,

Einsam, vornehm sterben.

Quelle:
Bruno Wille: Der heilige Hain. Jena 1908, S. 60-61.
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