Anmärkungen des dritten Buches.

[544] Zur 5 Einteilung.


Mit deiner Gebuhrt ging es gantz wunderlich zu.] Im 13 Hauptst. des Buchs der Richter findet man / unter andern. / diese Worte: und der Engel des HErrn (der in der folge sich selbst Wundersam nennet / auch mit der Schlachtgabe wunderlich ümging) erschin dem Weibe des Manoah / und sprach zu ihr: siehe! du bist unfruchtbar / und gebierest nichts; aber du wirst schwanger werden / und einen Sohn gebähren. So hühte dich nun / daß du nicht Wein / noch starkes Getränke trinkest / und nichts Unreines essest. Dan du wirst schwanger werden / und einen Sohn gebähren / dem kein Schährmesser auf das Heupt kommen sol: dan der Knabe wird ein Verlobter Gottes sein von Mutterleibe / und er wird anfangen Israel zu erlösen aus der Filister Hand.


Zur 10 Einteilung.


Die Schönheit deiner Mutter / die dazumahl überaus schön war.] Hiervon redet Flavius Josef / im 10 Hauptstükke des 5 Buchs / unter andern also: Manoches / ein fürtreflicher Man unter Dans Kindern / und ohne Widersprächen ein Fürst seines Vaterlandes /hatte eine so überaus schöne Frau / daß sie an Schönheit alle Weibsbilder zu ihrer Zeit übertraf / u.s.f. Er liebete sie aber so übermäßig / daß er für großer Liebe schier tol ward. Auch war er auf das heftigste Liebeseifrig.

Ja er zog sie selbst in Verdacht.] Dieses ist aus des itztgemeldten Flavius Josefs Worten genommen; der in der folge solcher gestalt fortredet: Sie gab ihrem Ehherrn / sobald sie wieder zu ihm kahm / des Engels Worte zu verstehen. Auch priese sie desselben jugendliche Leibesgestalt und Schönheit dermaßen /daß ihr Ehherr / durch ein solches Lob / zum[545] Liebeseifer / und die Keuschheit seines Weibes in einen Argwahn zu ziehen bewogen ward. Weil sie nun dem Manne seinen närrischen Unmuht zu benähmen gedachte / rief sie Gott inständig an / Er wolle doch den Engel noch einmahl erscheinen laßen: damit ihn ihr Man auch sehen möchte / u.s.f.


Zur 11 Einteilung.


Den nennete sie einen Man Gottes.] Im Buche der Richter stehen / am obangezogenem Orte / folgende Reden: Es kahm ein Man Gottes zu mir / und seine Gestalt war anzusehen / wie eines Engels Gottes / fast erschröklich / daß ich Ihn nicht fragte / woher? oder wohin? und er sagte mir nicht / wie er hiesse.


Zur 23 Einteilung.


Sie war ungleich muhtiger und behertzter / als dein Vater.] Hiervon seind an mehrgedachtem Orte / des Buchs der Richter / folgende Worte zu lesen: da erkante Manoah / daß es ein Engel des HErrn war / und sprach zu seinem Weibe: wir müssen des Todes sterben / weil wir GOtt gesehen haben. Aber sein Weib antwortete ihm: wan der HErr Lust hette uns zu töhten / so hette Er das Brandopfer und Speisopfer nicht genommen von unsern Händen; Er hette uns auch nicht solches alles erzeiget / noch uns solches hören laßen / wie itzt geschehen ist.


Zur 47 Einteilung.


Sie war veränderlicher / als die Rattenheidexe.] Dieses Ungeziefer / welches bei den Griechen und Lateinern CHAMÆLEON, bei uns aber / weil es mit den Füßen und dem Schwantze der Ratte / doch mit dem übrigen Leibe der Heidexe gleichet / eine Rattenheidexe heisset / und seiner Furchtsamkeit wegen / wie Plinius im 8 Buche meldet / bald diese / bald jene Farbe annimt / hat Alziat / bei seinen Sinbildern / mit den Heuchlern und Schmeuchlern sehr artig verglichen / wan er also schreibet:[546]


SEMPER HIAT, SEMPER TENUEM, QUÂ VESCITUR, AURAM

RECIPROCAT CHAMÆLEON:


& MUTAT FACIEM, VARIOS SUMITQUE COLORES:

PRÆTER RUBRUM, VEL CANDIDUM.


SIC & ADULATOR POPULARI VESCITUR AURÂ,

HIANSQUE CUNCTA DEVORAT:


& SOLÙM MORES IMITATUR PRINCIPIS ATROS,

ALBI ET PUDICI NESCIUS.


Die Rattenheidexe ziehet / mit aufgesperter Schnautze / die Luft / dadurch sie sich erhohlet / allezeit nach sich. Auch, verändert sie ihre Gestalt / und nimt mancherlei Farben an / ohne die Rohte und Weisse. Also schnappet der Heuchler nach der Luft des gemeinen Völkleins / und verschlinget / mit aufgespertem Rachen / alles / was ihm vorkömt: ja er ahmet den schwartzen Sitten der Fürsten nach / und weis von der weissen Farbe der Aufrichtigkeit / und der Röhte der Schaam nichts.

Die Kreutlein der Liebe / Vergismeinnicht / und Ielängerielieber.] Dieses wird von den Griechen χαμαίπιτυς, und ὑπερικόν, von den Lateinern AJUGA, oder ABIGA, CUCURBITULARIS, und bei dem Plinius THUS TERRÆ, von den Wälschen IUA, CHAMEPITIO, von den Franzosen IUE MOSCATE oder ARTHETIQUE, und von den Spaniern PENILHO der IUA ARTHETICA genennet. Es hat einen Geruch schier / wie das Fiechtenhartz / und wird vom Dioskorides / im 171 Hauptst. seines 3 Buches / beschrieben. Jenes aber wird sonst auch Gamanderlin / und bei den Lateinern QUERCULA MINOR genennet. Es ist ein blau- und lieblichblühendes Kreutlein / mit zahrten Blühmlein / wiewol etwas harten Stängeln.


Zur 53 Einteilung.


Wie es jenem Mahler müglich war.] Dieser Mahler war Apelles / der alle Schönheiten der Jungfrauen zu Kroton zusammensamlete / und in einem einigen Bilde der Venus entwarf / damit es unvergleichlich schön sein möchte.[547]


Zur 69 Einteilung.


Sie sei schon einem andern verheurrahtet.] Flavius Josef führet hiervon / an oftangezogenem Orte / diese Worte: aber die verschmähete Frau / damit sie ihm wieder einen Possen spielen möchte / verheurrahtete sich an einen seiner Mitgesellen / welcher die vorige Heurraht gemacht.


Zur 75 Einteilung.


Zu dem Ende schlug er ihm seine jüngere Tochter zur Ehe vor.] Im 15 Hauptst. des Buchs der Richter spricht Simsons Schwiegervater also: sie hat aber eine jüngere Schwester / die schöner ist / dan sie: die laß dein sein für diese.


Zur 82 Einteilung.


Weil man dergleichen schon zu des Noah Zeiten erfahren.] Diese Geschicht beschreibet Moses / im 6 und 7 Hauptstükke seines Buches von der Schöpfung / ausführlich.


Zur 84 Einteilung.


Daß die Holländer den Fund ihrer Brandschiffe.] Diese Bränder oder Brandschiffe sind in der gewaltigen Seeschlacht in Duins vor Engelland zum allerersten gebraucht worden / die Spanische mächtige Kriegsfluht / welche mit der Englischen der Königin Elisabet in ein hartes Treffen gerahten / zu verbrennen: wie Famian Strada / in seinem Buche vom Niederdeutschen Kriege / da er zugleich die erschrökkliche Gewalt solcher Bränder sehr ahrtig beschrieben / bezeuget.


Zur 88 Einteilung.


Nähmlich der Fariseer / Saduzeer / und Esseer.] Hiervon kan Val(erius) Herberger / in seinem 11 Teile von den großen Tahten Gottes / über das 15 Hauptst. des Buchs der Richter gelesen werden.[548]


Zur 94 Einteilung.


Er weidete seine Begierde selbst in den Weinbergen.] Dieses giebet das Buch der Richter klahr genug zu verstehen / wan desselben Schreiber / im 11 Hauptst. folgender Gestalt spricht: Er zündete (die Bränder) an mit Feuer / und lies sie unter das Korn der Filister: und zündete also an die Mandeln / samt dem stehenden Korne / und Weinberge / und Oehlbeume.


Zur 96 Einteilung.


Uber Sodoma und Gomorra.] Die Verwüstung dieser zween Städte durch Feuer / Pech / und Schwefel / beschreibet uns Moses im 18 und 19 Hauptst. des Buches der Schöpfung,


Zur 107 Einteilung.


Die Vermuhtungen gerieten endlich gar stark auf den einigen Simson.] Hiervon redet das Buch der Richter /im 15 Hauptstükke / wie folget: da sprachen die Filister: wer hat das getahn? Da sagte man: Simson / der Eidam des Timnatters / darüm daß er ihm sein Weib genommen / und seinem Freunde gegeben hat. Da zogen die Filister hinauf / und verbranten sie / samt ihrem Vater / mit Feuer. Aber Flavius Josef erzehlet diese Begäbnis etwas anders / wan er / im 10 Hauptstükke des 5 Buches der Jüdischen Altheiten / also spricht: nachdem die Fürsten des Volkes dieses erfahren / wie auch was den Simson hierzu bewogen ausgeforschet / da schikten sie ihre Beamteten nach Timnat / und liessen Simsons gewesene Frau / mit ihren Verwanten / die man schuldig befunden / öffentlich verbrennen.

Quelle:
Philipp von Zesen: Sämtliche Werke, 17 Bände, Band 8, Berlin/ New York 1970 ff., S. 544-549.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Simson
Simson

Buchempfehlung

Droste-Hülshoff, Annette von

Gedichte (Die Ausgabe von 1844)

Gedichte (Die Ausgabe von 1844)

Nach einem schmalen Band, den die Droste 1838 mit mäßigem Erfolg herausgab, erscheint 1844 bei Cotta ihre zweite und weit bedeutendere Lyrikausgabe. Die Ausgabe enthält ihre Heidebilder mit dem berühmten »Knaben im Moor«, die Balladen, darunter »Die Vergeltung« und neben vielen anderen die Gedichte »Am Turme« und »Das Spiegelbild«. Von dem Honorar für diese Ausgabe erwarb die Autorin ein idyllisches Weinbergshaus in Meersburg am Bodensee, wo sie vier Jahre später verstarb.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon