Soldaten-Ode

[555] Was kan mich vergnügen?

Nichts als Mavors blankes Schwerdt.

Unter ihm zu siegen,

Ist was meine Seel begehrt.

Ja, ich falle diesen

Andachts-voll zu Füssen.


Andre Himmels-Fürsten,

Und ihr Dienst wird nicht geacht;

Nach dem Mavors dürsten,

Ist mein Wunsch bey Tag und Nacht.

Seine Schaar zu mehren,

Will ich mich verschwören.


In das Feld zu ziehen,

Und durch meinen Helden-Muth

Mich um Ruhm bemühen,

Halt ich vor mein höchstes Gut;

Um den Feind zu dämpfen.

Will ich tapfer kämpfen.
[555]

Städte zu belagern,

Ist die Freude meiner Brust,

Selbe auszumagern,

Ist und bleibet meine Lust:

Denn dieß weißt im Kriege

Mir den Weg zum Siege.


Was kan mich erquicken?

Meines Feindes Todtes-Schweiß:

Ihn im Blut ersticken

Ist mein Purpur, Schmuck und Preiß:

Und der Raub der Fahne,

Bringt zur Ehren-Bahne.


Sebel, Spieß und Degen

Ganz entblößet anzusehn,

Ist mir wohl gelegen,

Und wird stets mit Lust geschehn.

Pulver und Canonen

Nenn ich meine Cronen.


Was von Martis Saamen

In der Welt zu finden ist;

Was mit seinem Namen

Und Geschmeide ausgerüst,

Kan mein Herze rühren,

Und zur Freude führen.


Alle meine Glieder

Sind des Mavors Eigenthum,

Vor ihm fall ich nieder;

Seine Waffen sind mein Ruhm;

Ich will ihm mein Leben,

Gänzlich übergeben.
[556]

Quelle:
Sidonia Hedwig Zäunemann: Poetische Rosen in Knospen, Erfurt 1738, S. 555-557.
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