Eisbrecher [1]

[261] Eisbrecher, Anlagen zum Schütze der Pfeiler von Strombrücken gegen Eisgänge, die, wie der Name besagt, größere Eisschollen von den Pfeilern abhalten und zerkleinern sollen, was am bellen dadurch erreicht wird, daß die Eisbrecher eine vom Wasserspiegel schräg aufzeigende Kante erhalten, über welche die Eisschollen geschoben werden, so daß sie, zum Teil freiliegend, infolge ihres eignen Gewichtes zerbrechen.

Für Brücken, deren Oeffnungsweiten angemessen gewählt sind und welche mit gut geformten Vorköpfen versehene steinerne Pfeiler haben, werden besondere Eisbrecher in der Regel nicht erforderlich, und es beschränkt sich ihre Anwendung auf Brücken über große Ströme mit starkem, bei hohem Wasserstande abgehendem Eisgange oder auf solche Fälle, wo hölzerne Brückenjoche eine besondere Sicherung verlangen. Die Eisbrecher können entweder mit den Brückenpfeilern zusammenhängen oder als besondere Bauwerke vor die Pfeiler gestellt werden. Bei Ausführung in Stein wird die erstere Anordnung gewählt (vgl. Pfeiler), während freistehende Eisbrecher gewöhnlich aus Holz oder Schmiedeeisen hergestellt werden. Einfache hölzerne Eisbrecher bestehen aus gruppenweise vor die Pfeiler gerammten Pfählen, die sogenannte Duc d'Alben (s.d.) bilden [1]; größere hölzerne Eisbrecher [2] bestehen der Hauptsache nach aus in 0,8–1,3 m Abstand gerammten Pfählen, die durch einen gegen den Horizont unter 30–70° geneigten Holm, Eisbaum oder Eisholm, verbunden sind. Dieser Eisbaum ist auf die Pfähle verzapft und mittels Schrauben und eisernen Bändern festgehalten; er wird meist mit Blech und einer eisernen Schiene oder mit Winkeleisen armiert. Die Pfähle sind untereinander durch Zangen oder Gurthölzer verstrebt und meist durch eine Verschalung aus angeschraubten Bohlen vor dem direkten Angriff des Eises geschützt. Breitere Pfeiler erfordern auch breite, keilförmig ausgeführte Eisbrecher (Abläufer), um das Eis genügend vom Pfeiler abzulenken. Diese bestehen dann aus mehreren Pfahlreihen, die untereinander durch Zangen und Riegel verstrebt und außen verschalt werden. Beispiele von schmiedeeisernen Eisbrechern s. in [3]–[5].


Literatur: [1] Becker, Neckarbrücke bei Ladenburg, 1850. – [2] Verhandl. v. h. kon. inst. van ingenieurs, 185657: Hölzerne Eisbrecher der Brücke über die Yssel zu Westerwort. – [3] Zeitschr. des Arch.- u. Ingen.-Vereins zu Hannover 1866: Eiserner Eisbrecher in der Weser zu Bremen. – [4] Ebend. 1862: Eiserne Eisbrecher der Brücke über den Niemen zu Kowno. – [5] Nouv. ann. de 3a constr. 1863: Eiserne Eisbrecher der Brücke über die Dwina bei Dünaburg.

Melan.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 261.
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