[26] Parallaktisch. Parallaktisch aufgestellt heißt (seit D. Cassini) ein Fernrohr, mit dem man ein Gestirn auf seiner scheinbaren Tagesbahn bequem verfolgen kann, d.h. dessen Achsensystem so zur Fundamentalebene des Aequators gestellt ist, daß seine Bewegung einmal um eine Achse erfolgen kann, die der Erd-(Welt-)Achse parallel steht, und sodann um eine Achse, die zu dieser senkrecht, also parallel zur Aequatorebene liegt.
Durch diese Einrichtung ist es möglich, einen Stern nach Stundenwinkel und Deklination an den mit den Achsen verbundenen Kreisen sofort einzuteilen, wenn die Sternzeit im Moment der Beobachtung bekannt ist. Die erstere Achse, die Stundenachse, hat dann eine Neigung gegen den Horizont des Ortes, die der geographischen Breite gleich ist. Ist ein Fernrohr parallaktisch montiert (aufgestellt) und ist dasselbe so mit einem nach Sternzeit (im Falle der Sonne nach wahrer Zeit oder im Falle des Mondes nach der scheinbaren angulären Mondbewegung) regulierten Uhrwerk verbunden, daß dieses das Fernrohr stets so viel von Ost nach Weit dreht, als die Erde sich von West nach Ost bewegt, so wird das Gestirn an der gleichen Stelle des Gesichtsfeldes bleiben. Das hat große Vorteile bei Mikrometerbeobachtungen, bei physikalischen Untersuchungen an Gestirnen u. dergl. Da solche Messungen meist mittels größerer Fernrohre vorgenommen werden, pflegt man solche im Gegensatz zu kleinen Instrumenten, Meridiankreisen, Altazimuten u.s.w. stets parallaktisch aufzustellen. Die nebenstehende Figur zeigt eine solche parallaktische Montierung.
Der im Art. Aequatoreal erwähnten englischen und deutschen äquatorialen Aufstellung ist beizufügen, daß seit einigen Jahren Repsold in Hamburg eine parallaktische Aufstellung ausgeführt hat, welche die Vorteile der beiden genannten Systeme vereinigt, für Instrumente zur Himmelsphotographie, wo wegen der oft notwendigen langen Expositionsdauer eine Umlegung des Instruments inmitten dieser Expositionszeit (etwa zur Zeit des Meridiandurchgangs) nicht gut tunlich ist.
Im andern Sinne wird »parallaktisch« noch mehrfach in der Astronomie und in der Meßkunst gebraucht, z.B. in der Verbindung »Parallaktische Gleichung des Mondes«. Diese Gleichung resultiert aus dem Umstand, daß die Bewegung des Mondes nicht um das Zentrum der Erde, sondern um den Schwerpunkt des Systems beider Himmelskörper erfolgt; das hat zur Folge, daß die Länge der Sonne kleinen periodischen Schwankungen unterworfen ist, die den obigen Namen führen. Parallaktische Verschiebung bedeutet schließlich jede Veränderung zwischen [26] Bild des Objekts in einem Fernrohr oder Mikroskop gegen die Meßeinrichtung (Fäden), die durch Nichtzusammenfallen von Bildebene und Fadenebene bedingt wird. Parallaktischer Winkel heißt in der sphärischen Astronomie oft der (auch als Variation bezeichnete) »Winkel am Stern« in dem astronomischen Dreieck ZenitPolStern; vgl. die Artikel Dreieck, astronomisches, und Koordinaten am Himmel (Bd. 5, S. 624).
Ambronn.