[692] Schiffszeichnungen bestehen aus der Konstruktionszeichnung oder dem Linienriß, den Einrichtungszeichnungen, Bauzeichnungen, aus welchen die Raumverteilung sowie die wichtigsten Teile des Ausbaus und der Ausstattung nebst Hilfsmaschinen hervorgehen. Sie zerfallen in den Längsschnitt, die Deckspläne mit dem Stauungsplan und die Querschnitte, den Hauptspant mit den Materialstärken, die Detailzeichnungen sowie Lenztafel, Lüftungspläne u.s.w. Der Konstruktionsriß gibt die geometrische Schiffsform in drei zueinander senkrecht stehenden Projektionsebenen wieder und ist für die Durchführung der Schiffsberechnungen vor dem Bau sowie zum Abschlagen des Risses auf dem Schnürboden (s.d.) für die Bauausführung erforderlich (s. die Figur).[692]
Als Grundlage dient ein Netz nach den Hauptdimensionen: Länge, Breite und Tiefe. Der Aufriß oder Längsriß liegt in der Symmetrieebene des Schiffes und gibt die Form des Vor- und Hinterstevens, des Kiels sowie den Verlauf oder Strak der Reling, der Decks u.s.w. an. Ferner erscheinen in demselben folgende Schiffslinien: als gerade horizontale Linien die Wasserlinien, als gerade vertikale Linien die Spanten und als Kurven die Schnitte. Der Grundriß oder Wasserlinienriß gibt die Formen der Wasserlinien sowie den Grundriß der Decks wieder; er wird nur von einer Schiffshälfte gezeichnet; in demselben zeigen sich die Spanten als gerade vertikale Linien, die Schnitte als gerade horizontale Linien. Der Seiten- oder Spantenriß enthält die einzelnen Spantkurven, und man zeichnet zur Linken der Symmetrieachse die Spanten des Hinterschiffes, zur Rechten die des Vorschiffes. Er gibt in geraden horizontalen Linien die Wasserlinien, in geraden vertikalen Linien die Schnitte wieder. Die größte Spantkurve, welche in der Regel etwas hinter der Mitte liegt, heißt Haupt- oder Nullspant. Die Kunst der Anfertigung eines Konstruktionsrisses besteht nun in der richtigen und praktischen Anordnung der Schiffskurven gemäß den Konstruktionsbedingungen sowie in dem guten Strak sämtlicher Kurven. Zur Kontrolle und besseren Uebersicht dienen die Senten, Schnitte, welche die Spantkurven möglichst winkelrecht durchschneiden und in dem Spantenriß als zur Mittellinie geneigte Gerade, in dem Wasserlinienriß als Kurven erscheinen; auch erfolgt das Aufmaß des Spantenrisses zur Uebertragung auf den Schnürboden am besten nach den Senten, da die Linien sich fast senkrecht schneiden. Bezüglich der Konstruktion des Lastenmaßstabes, der Deplacements- und Wasserlinienskala, der Integralkurven s. Schiffsberechnung.
Literatur: [1] Krieger-Johows Hilfsbuch für den Schiffbau, Berlin 1902. [2] Neudeck, Leitfaden für den Unterricht im Schiffbau, Berlin 1902. [3] Thearle, Naval architecture, London 1876. [4] Pollard und Dudebout, Théorie du navire, Paris 1890.
T. Schwarz.