Invar

[388] Invar, Verbindung von etwa 36% Nickel und 64% Stahl. Invar hat einen sehr geringen Ausdehnungswert, ändert also seine Ausdehnung bei Aenderung des Wärmezustandes nur sehr wenig, daher die Bezeichnung.

Benoît und Guillaume fanden diese Verbindung durch planmäßig angestellte Versuche. Die Ausdehnungswerte der Nickel-Stahlverbindungen verringern sich rasch, wenn der Nickelgehalt von 30% an erhöht wird, erreichen bei 36% ihren Kleinwerk und nehmen bei größerem Nickelzusatz wieder rasch zu. Der Ausdehnungswert von 0 bis t Grad ist bei 35,6% Nickelgehalt (0,887 + 0,00127 t) 10-6, etwa 0,08 des Ausdehnungswertes des Stahls [1]. Es ist sogar gelungen, Invarstücke herzustellen mit Ausdehnungswerten von 0,05 bis 0,02 des Ausdehnungswertes des Stahls. Die Elastizitätsmaße der Nickel-Stahlverbindungen nehmen mit den Ausdehnungswerten ab und zu, haben also bei 36% Nickelgehalt ebenfalls ihren kleinsten Wert. Das Invar läßt sich sehr gut polieren und dann mit scharfen Teilstrichen einteilen, ist gegen den Einfluß des Wassers sehr widerstandsfähig, zeigt aber trotz künstlicher Alterung jahrelang eine mit der Zeit fortschreitende geringe Ausdehnung von jährlich einem Bruchteil des Mikrons auf 1 m. Wegen seiner geringen Veränderlichkeit bei Aenderung des Wärmezustandes ist das Invar sehr geeignet zur Herstellung von seinen Längenmeßwerkzeugen (s. Basismessung, S. 59) und von Teilen seiner Instrumente. Näheres, besonders auch über das magnetische Verhalten s. [1] – [4] und die darin angegebene Literatur. S.a. die Literatur bei Basismessung.


Literatur: [1] Verhandl. d. XIII. allg. Konf. d. intern. Erdmessung in Paris 1900, Berlin 1901, II. Teil, S. 424; Guillaume, Les aciers an nickel et leurs applications à la géodésie. – [2] Ders., Les applications des aciers an nickel avec un appendice sur la théorie des aciers an nickel, Paris 1904. – [3] Zeitschr. f. Verm. 1904, S. 337; Petzold, Nickel-Stahlmaßstäbe. – [4] Zeitschr. f. Instr. 1906, S. 189.

Hillmer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 388.
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