[566] Nockensteuerung. Unter einem »Nocken« versteht man einen Vorsprung, der ähnlich einem Knöchel (englisch: knuckle, holländisch: knokkel) aus einer zylindrischen oder ebenen Grundfläche hervorragt.
Die Nocken dienen dazu, auf ihren Grundflächen gleitende Hebel- oder Schubstangenenden für kurze Zeit von der Grundfläche abzuheben und wieder darauf niedersinken zu lassen. Sind mit diesen Hebeln oder Schubstangen Ventile kinematisch verbunden, so können diese mittels der Nocken, je nach deren Gestalt und Stellung auf der Grundfläche für eine gegebene kürzere oder längere Zeit und in einem gegebenen Zeitpunkte geöffnet und wieder geschlossen, also gesteuert werden, wie dies namentlich bei Gas- und Oelmotoren gebräuchlich ist.
Fig. 1 zeigt eine Nockensteuerung für das Auslaßventil einer Gasmaschine. Die Nockenscheibe a mit dem Nocken b dreht sich mit der Steuerwelle c. Auf der Nockenscheibe gleitet vermitteln einer Antifriktionsrolle das Ende d des Winkelhebels d f e, während sein andres Ende e mit der Spindel des Auslaßventils v drehbar verbunden ist. Wenn der Nocken unter die Antifriktionsrolle tritt, hebt er vermöge seiner Gestalt das Ventil während etwa einem Zwölftel der Umdrehungszeit der Steuerwelle, läßt es etwa ebensolang ganz geöffnet und läßt es während einer gleichen Zeit wieder niedersinken. Würde zur Steuerung eines andern Ventils die Nockenscheibe Fig. 2 auf die Steuerwelle gesetzt, so würde vermöge der veränderten Gestalt des Nockens die Bewegung des Ventils in der halben Zeit erfolgen.
Sind bei regelmäßigem Gange einer Maschine mehrere Ventile in verschiedenem Takte zu bewegen, so setzt man für jedes eine Nockenscheibe auf die Steuerwelle, und wenn beim Anlassen der Maschinen diese Ventile geschlossen bleiben und ein besonderes Anlaßventil bewegt[566] werden soll, so setzt man die Nockenscheiben auf eine auf der Steuerwelle verschiebbare, aber nicht drehbare Hülse, und neben jede Nockenscheibe eine ebenso große Scheibe ohne Nocken, so daß beim regelmäßigen Gange der Maschine der Hebel für das Anlaßventil auf der Leerscheibe gleitet, dagegen beim Verschieben der Hülse mit den Scheiben auf der Steuerwelle zum Zwecke des Anlassens der Hebel für das Anlaßventil auf seine Nockenscheibe, und die Hebel für die anderen Ventile auf Leerscheiben zu liegen kommen.
Will man dem auf der Scheibe gleitenden Hebelende eine zuerst abwärts nach der Steuerwelle hin, und dann aufwärts gehende Bewegung erteilen, so muß man an Stelle eines Vorsprunges auf der Scheibe einen Ausschnitt in dieselbe machen, pflegt sie aber dann doch auch eine »Nockenscheibe« zu nennen. Auch wird nicht selten die Nockenscheibe nur »Nocken« genannt.
Literatur und D.R.P. s. Petroleummaschinen, Dieselmotoren und Verbrennungskraftmaschinen.
Th. Beck.