Aufspannvorrichtungen [3]

[56] Aufspannvorrichtungen. – Das rasche, feste und genaue Einspannen der Werkstücke zum Zwecke der Bearbeitung spielt in der Massenherstellung bei hohen Löhnen eine besondere Rolle. Unter Umständen können die einfachen Einspannvorrichtungen, wie Schraubstöcke, durch Hinzufügung besonderer Teile auch für komplizierte Arbeitsstücke Verwendung finden [1]. In sehr vielen Fällen ist man aber gezwungen, für die einzelnen Arbeitsstücke besondere Aufspannvorrichtungen zu entwerfen; gut eingerichtete Fabriken haben für diesen Zweck eine besondere Konstruktionsabteilung. Die Fachzeitschriften für Betrieb und Bearbeitungsverfahren bringen fortlaufend aus der Praxis Beispiele von Aufspannvorrichtungen für bestimmte Arbeitsstücke. Beispiele allgemeinerer Art und Hinweise auf die bei der Konstruktion von Aufspannvorrichtungen zu beachtenden Gesichtspunkte enthält [2]. Ueber magnetische Aufspannapparate ist bereits im Ergbd. I, S. 504, berichtet. Hinzuzufügen ist, daß diese Apparate auch bei Schleifmaschinen ausgedehnte Anwendung finden nicht nur für das Festhalten kleiner flacher Werkstücke, sondern z.B. auch zum Einspannen geschlitzter Kolbenringe [3], Es sei ferner auf eine aus einzelnen Rahmen zusammengesetzte Aufspannplatte für eine große Hobelmaschine, erbaut von der Deutschen Maschinenfabrik A.-G. in Duisburg, aufmerksam gemacht zum Aufspannen von Panzerplatten bis 15 m Länge und 1 m Breite [4]. Auch Gegenstände aus nicht magnetischen Metallen, Kupfer, Aluminium u.s.w. und aus Legierungen können bei geeigneter Gestalt mittels Magnetfutter aufgespannt werden, wenn man auf die Werkstücke eine Stahlplatte legt. – In neuerer Zeit ist auch, namentlich in amerikanischen Werkstätten, Preßluft, die bereits in vielen Fabriken für verschiedene Zwecke Verwendung findet, zum Aufspannen herangezogen worden, um die Zeit für das Aufspannen möglichst abzukürzen und dadurch die Leistung zu erhöhen. Bildet man z.B. den Reitnagel einer Drehbank als Kolbenstange eines[56] Preßluftzylinders aus, so genügt das Oeffnen eines Hahnes der Luftleitung, um die Reitnagelspitze gegen das Werkstück zu drücken; das zeitraubende Vorschrauben und Festbremsen des Reitnagels ist vermieden. Zwei Beispiele von Preßluftspannvorrichtungen geben die Fig. 1 und 2. In Fig. 1. besitzt der Druckluftkolben a einen auswechselbaren stählernen Einsatz b, welcher auf die Druckplatte c wirkt, die sich mit zwei Druckpunkten auch dann gleichmäßig auf das Werkstück auflegt, wenn kleine Unregelmäßigkeiten an der Oberfläche dieses vorhanden sind. Sendern e lüften Platte c, wenn der Druck gegen den Kolben a aufhört. Fig. 2 bedarf keiner Erklärung. Die Dichtung der Kolben erfolgt durch Ledermanschetten [2]. – Während im allgemeinen die Arbeitsstücke in den Aufspannvorrichtungen befestigt werden, kommen auch Fälle vor, bei denen die Aufspannvorrichtungen an den (schwereren) Arbeitsstücken befestigt werden [5].


Literatur: [1] Werkstattstechnik, Jahrg. 1917, Heft 12. – [2] Bussien u. Friedrichs, Vorrichtungsbau, Berlin 1919. – [3] Werkstattstechnik 1913, S. 671. – [4] Ebend. 1912 S 399 – [5] Ebend. 1917, Heft 19. – [6] Valentin, Ernst, Fabrikation von Motoren und Automobilen, Berlin 1915.

Widmaier-Lüdicke.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 56-57.
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