Anĭo

[534] Anĭo (jetzt Aniēne, Teverone), ein schon im Altertum wegen seiner romantischen Uferlandschaften und Wasserfälle berühmter Fluß in Mittelitalien, 118 km lang. Er entspringt östlich von Rom bei Filettino im Hernikergebirge, drängt sich, an Subiaco vorbei, durch enge und tiefe Täler des Sabinergebirges und bildet bei Tivoli (Tibur) die berühmten, schon von den Klassikern gepriesenen Wasserfälle; da sie die Stadt zu gefährden begannen, wurden sie von Leo XII. und Gregor XVI. durch einen doppelten Tunnel (1826–35 erbaut) abgelenkt, aus dem sich nun die sogen. Cascata grande 96 m tief in die Schlucht stürzt. Ein abgeleiteter Arm des A. bildet die malerischen Cascatelle, kleinere Wasserfälle, die teils über baumreiche Felsen hinströmen, teils bei der sogen. Villa des Mäcen (jetzt Elektrizitätswerk) 30 m hoch hinabstürzen (s. Tivoli). Die Wasserkraft des A. wird hier zur elektrischen Beleuchtung und elektrischen Kraftübertragung (bis Rom) ausgenutzt. Unterhalb Tivoli fließt der A. in vielen Windungen durch die Campagna zum Tiber, 3 km oberhalb Roms. Aus dem Aniotale führten die Leitungen des A. Vetus (272 v. Chr.), der Aqua Marcia (144 v. Chr.), die noch besteht, und der Aqua Claudia (52 n. Chr.) vortreffliches Wasser nach Rom.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 534.
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