[1] Chemnitzer, Iwan Iwanowitsch, russ. Fabeldichter, geb. 16. (5.) Jan. 1745 zu Jenotajewsk im Gouv. Astrachan, wo sein Vater, der aus Sachsen gebürtig war, die Stelle eines Stabsarztes innehatte, siedelte mit diesem 1755 nach Petersburg über und wurde gleichfalls für den ärztlichen Beruf bestimmt, trat jedoch 1757, noch nicht dem Knabenalter entwachsen, in den Militärdienst und machte den preußischen und türkischen Feldzug mit. 1769 verließ er die Militärlaufbahn und ward Hüttenverwalter bei dem Petersburger Bergkadettenkorps, bereiste dann 1776 Deutschland, Frankreich und Holland, nahm 1781 seinen Abschied, ging jedoch im folgenden Jahr als Generalkonsul nach Smyrna, wo er in Melancholie verfiel und 31. (20.) März 1784 starb. Als Dichter ein Schüler Lomonossows, zugleich aber auch ein Verehrer Gellerts und Lafontaines, übertraf er den russischen Dichter an Einfachheit der Stoffe und der Sprache wie an Wärme der Diktion und Natürlichkeit der Gedanken. Selbst Dmitrijew und Krylow, wiewohl sie ihn an Geschmeidigkeit des Versbaues, Schwung und scharfer Zuspitzung der Gedanken übertrafen, konnten seine kindliche Naivität nicht in Schatten stellen. So ist C. noch gegenwärtig ein in seinem Vaterland vielgelesener Dichter, der aber erst nach seinem Tode Anerkennung gefunden hat. Seine »Fabeln und Erzählungen« erschienen anonym (17781781), erst nach seinem Tod unter seinem wahren Namen und mit seiner Biographie (Petersb. 1799, 3 Tle.) und erlebten seitdem zahlreiche Auflagen. Zu den besten Ausgaben gehören die von Smirdin (Petersburg 1847) und die von I. Grot veranstaltete (mit den Briefen des Dichters, das. 1873). Vgl. M. v. Beguelin, Iwan Iwanowitsch C. (Berl. 1888).