Chylurīe

[142] Chylurīe (griech.), eine in den Tropen, sehr selten in Europa vorkommende Krankheit, bei der der Harn Eiweiß enthält, durch hohen Gehalt von sein verteiltem Fett undurchsichtig, milchähnlich wird und beim Stehen gerinnt. In meist langwierigem, oft durch Nachlässe und Zeiten der Erholung unterbrochenem Verlauf führt die C. meistens durch Abmagerung und Erschöpfung zum Tode. Sie beruht wahrscheinlich auf Erguß von Chylus (s.d.) aus den Lymph- und Chylusgefäßen in die Harnwege und soll in den tropischen Fällen durch im Blut schmarotzende Nematoden (Filaria sanguinis hominis, Jugendform von Filaria Bancrofti), die Verstopfung und Zerreißung der Lymphgefäße veranlassen, verursacht werden. In Europa hat man die parasitäre C. nur bei Leuten konstatiert, die längere Zeit in den Tropen gelebt hatten; niemals fand man die Filaria sanguinis bei andern in Europa beobachteten Fällen, weshalb man eine Chyluria endemica und eine Chyluria nostras unterscheidet. Der Chylusharn wird nur in der Nacht gelassen, und auch die Rundwürmer konnte man bei parasitärer C. nur zur Nachtzeit im Blute nachweisen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 142.
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