Nacht [1]

[363] Nacht, die Zeit, während der die Sonne sich unter dem Horizont befindet. Ihre Dauer richtet sich nach den Jahreszeiten und nach der Lage des Ortes auf der Erdoberfläche. Unter dem Äquator herrscht beständig Tag- und Nachtgleiche; zwischen den Polen und dem Äquator aber verursacht die Schiefe der Ekliptik eine ungleiche Dauer der Tage und Nächte, und nur zweimal im Jahre (21. März und 22. Sept.) tritt hier Tag- und Nachtgleiche (s. Äquinoktium) ein,[363] Die kürzeste und längste N. findet in der Zeit der Sonnenwenden (21. Juni und 21. Dez.) statt. Die Verschiedenheit der Dauer der Nächte ist um so größer, je näher ein Ort nach den Polen zu liegt. Unter den Polarkreisen gibt es einmal im Jahr einen Tag ohne N. und eine N. ohne Tag; in den kalten Zonen aber, innerhalb der Polarkreise, geht die Sonne im Winter mehrere Tage, Wochen und Monate, je nach der nähern Lage des Ortes nach dem Pol, gar nicht auf und im Sommer ebenso lange nicht unter. Unter den Polen selbst herrscht eine N. von einem halben Jahr, der am Nordpol um die Zeit der Frühlingsnachtgleiche und am Südpol um die Zeit der Herbstnachtgleiche ein ebenso langer Tag folgt. Astronomisch beginnt die N. in dem Augenblick, wo der Mittelpunkt der Sonnenscheibe unter den Horizont hinabsinkt, wobei die Strahlenbrechung in der Atmosphäre zu berücksichtigen ist. Als Zeit der hellen Nächte bezeichnet man für Orte von größerer geographischer Breite die Zeit, während der in der N. beständige Dämmerung herrscht. Schon in Norddeutschland sind die hellen Nächte sehr merkbar und dauern z. B. für Hamburg vom 13. Mai bis 30. Juli. Vgl. Nachtzeit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 363-364.
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