Drahtgeflechte

[161] Drahtgeflechte, im Gegensatze zu Drahtgeweben solche Drahtgebilde, die nicht durch Kreuzung, sondern durch Umschlingung von Draht hergestellt werden (Gitter, Fußabtreter, Umzäunungen, Matratzen, Körbchen etc.). – Im Kriege benutzt man D. als Hindernismittel, die den Angriff auf eine Stellung abwehren, bez. erschweren sollen und aus aufrechten Drahtzäunen oder wagerechten Drahtnetzen bestehen. Erstere wurden zuerst 1864 von den Dänen angewendet, später gab Schumann praktischere D. an, die mit Abänderungen jetzt in der Befestigungskunst ausgedehnte Anwendung finden. D. werden an etwa mannslangen, faustdicken Pfählen ausgespannt, die mit 2–3 Schritt Zwischenraum schachbrettförmig so in den Boden geschlagen sind, daß sie zwischen Spalt- und Brusthöhe freistehen. Der Draht wird in verschiedenen Richtungen derartig verflochten, daß ein Durchgehen oder Darüberhinweggehen möglichst erschwert wird (s. Tafel »Pionierdienst I«, Fig. 9). Man macht die D. 10–12 Schritt tief und ordnet die Herstellung so an, daß die obersten Drähte etwa in Hüfthöhe liegen und[161] der Boden durch Querflechtungen ausgefüllt wird. Für die Hauptmaschen und die obern Drahtlagen nimmt man zweckmäßig stärkern (Telegraphendraht), zum Ausflechten dünnern Draht; bei ersterm dienen Klammern zur Befestigung, bei letzterm genügt Einkerben der Pfähle etc. Wenig Zeit und Material erfordert das Anbringen einzelner, kreuz und quer in geringer Höhe über dem Boden ausgespannter, an starken Pfählen befestigter Drähte, womöglich Stacheldraht. D. bilden das am schwierigsten zu überwindende Hindernis, denn sie leiden durch Artilleriefeuer nur mäßig; man zerschneidet sie daher mit Drahtscheren oder zerstört sie durch Sprengstoffe.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 161-162.
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